Die Lage der Unternehmen ist nach wie vor gut. Viele fragen sich nur, wie lange der Boom noch anhält.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Ich werde mich hüten, eine Krise herbeizureden.“ Claus Paal, der Präsident der Industrie- und Handelskammer Rems-Murr, betont beim Pressegespräch zur aktuellen Lage der heimischen Unternehmen, dass sich die Geschäftsentwicklung der regionalen Wirtschaft nach wie vor auf einem „sehr hohen Niveau“ bewege. Seit gut acht Jahren befinde man sich in einer Boom-Phase – „so lang anhaltend wie bisher noch nie“. Natürlich sei „klar, dass das so nicht ewig weitergehen“ könne. Lediglich eine leichte „Beruhigung“ der bisher rasanten Entwicklung sei eingetreten.

 

IHK-Umfrage unter 340 Mitgliedsbetrieben

Paal stützt sich in seiner Einschätzung auf eine aktuelle Umfrage der IHK unter 340 ihrer Mitgliedsbetriebe in der Zeit zwischen dem 3. und dem 25. September. Demnach sind nach wie vor mehr als 90 Prozent der Betriebe mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind indes etwas gedämpft. Nur noch knapp 30 Prozent der befragten Firmenchefs rechnen mit einer weiteren Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation, das sind zehn Prozentpunkte weniger als bei der letzten Befragung ein Quartal zuvor. Allerdings gehen lediglich 6,5 Prozent davon aus, dass sich ihre Lage verschlechtern wird. Fast zwei Drittel der Unternehmer glauben, dass man das – überwiegend hohe – Niveau wird halten können.

Unwägbarkeiten und Risiken sieht vor allem der stark exportabhängige Teil der Industrie in der zunehmend protektionistischen Handelspolitik der USA und deren Streit mit China. Auch der Brexit, die Wirtschaftskrisen in der Türkei und Argentinien sowie die Finanzpolitik Italiens stellten eine wirtschaftliche Belastung dar. Das größte Risiko für ein Einbrechen der Konjunktur aber sei und bleibe der Fachkräftemangel. Das Thema habe inzwischen eine große Brisanz eingenommen, sagt Markus Beier, der leitende Geschäftsführer der Bezirkskammer. Umso mehr komme auch der eigenen Ausbildung in den Betrieben eine wichtige Rolle zu.

Zahl der Ausbildungsplätze bleibt konstant

Nicht zu erwarten und deshalb umso erfreulicher sei deshalb, dass die der IHK angeschlossenen Betriebe Stand November die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hätten halten können. Manche Unternehmen aber seien schon jetzt vor große Herausforderungen gestellt, ausgeschriebene Ausbildungsplätze überhaupt besetzen zu können. Besonders schwer täten sich beispielsweise der Lebensmitteleinzelhandel, Tankstellen, aber auch mancher Maschinenbaubetrieb.

Um Schulabgänger und Unternehmen zu ihrem beiderseitigen Vorteil zusammenzubringen, will die IHK künftig verstärkt auch die Eltern beraten. Man habe festgestellt, dass sich viele Jugendliche am Ende ihrer Schulzeit nicht in der Lage sähen, sich verbindlich für ihren weiteren Werdegang zu entscheiden, sagt Beier: „Wir glauben, dass den Eltern in dieser Situation eine ganz wesentliche Rolle zukommt.“