Bei der Frage nach einer Verschiebung der Bauarbeiten in der Schmidener Ortsmitte gibt es sowohl in der Bürgerschaft als auch im Gewerbeverein kein einheitliches Meinungsbild. Im Januar startet eine Umfrage. Werden Rohrbrüche zur Gefahr?

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Schmiden - Die Überlegungen für eine längere Ruhepause beim Umbau der Ortsmitte von Schmiden stoßen auf ein geteiltes Echo. Denn dass im Stadtteil zumindest für eine Weile mal nicht Bagger und Teermaschinen das Bild bestimmen, sehen viele Bürger zwar als Silberstreif am Horizont. Von aufgerissenen Gehwegen, halbseitig gesperrten Straßen und einer nicht abreißenden Ausweichkolonne auf den Umleitungsstrecken haben die Leute in Schmiden so langsam die Nase voll.

 

Ein einheitliches Meinungsbild gibt es offenbar selbst unter Gewerbetreibenden in Schmiden nicht

Doch auf der anderen Seite gibt es durchaus die Befürchtung, dass die Umbaupläne für die Ortsmitte zu einer nicht enden wollenden Hängepartie werden – und mit Blick auf eine leerer werdende Stadtkasse möglicherweise auf den Sankt- Nimmerleins-Tag verschoben werden. Wenn es im Zeitplan für die Umsetzung mal die ersten Lücken gibt, könnten im Rathaus auch andere Projekte ins Blickfeld rücken – und die Fertigstellung der Ortsmitte auf der städtischen Prioritätenliste immer weiter nach hinten rutschen.

Deshalb geht es in Schmiden neben dem Wunsch nach einer Planung aus einem Guss auch um die simple Frage: „Wenn nicht jetzt, wann dann“. Schließlich hatten sich die Bürger längst damit abgefunden, dass die nächsten Jahre sowohl für die Lebensqualität als auch für den Einzelhandel im Stadtteil zu einer baustellenbedingten Durststrecke werden.

Ein einheitliches Meinungsbild gibt es offenbar selbst unter Gewerbetreibenden in Schmiden nicht. Volker Kurz hatte die Frage nach der Stimmungslage jüngst in einer internen Veranstaltung gestellt, kann aber bisher keine richtungsweisende Tendenz erkennen. „Es gibt sicher diverse Einzelmeinungen, mehr aber auch nicht“, sagt der Vorsitzende des Gewerbevereins Schmiden. Um ein gesichertes Ergebnis präsentieren zu können, wollen Kurz und Martin Oettinger im Januar nicht nur eine Umfrage in den eigenen Reihen starten, sondern auch Einzelhändler abklappern, die nicht in der Interessenvertretung aktiv beteiligt sind. „Mehr war jetzt vor Weihnachten nicht möglich“, räumt Kurz ein.

Ob aus Monaten vielleicht doch noch Jahre werden sollen – exakt das ist jetzt in Schmiden die Frage

Tatsächlich ist der Vorschlag, über eine Verschiebung der Umbaupläne zumindest nachzudenken, noch nicht allzu lange in der Welt. CDU-Fraktionschef Jörg Schiller hatte die Idee einer längeren Verschnaufpause im Rahmen der Etatberatungen ins Gespräch gebracht. „Gönnen wir doch der Bevölkerung in Schmiden nach der Fertigstellung der Neuen Mitte mal drei, vier Jahre ohne aufgerissene Straßen und Umleitungen“, hatte Schiller durchaus mit Blick auf die ständigen Klagen über das Baustellenchaos gesagt. In Schmiden sei es momentan „net schee“, ergänzte seine Doppelspitzen-Kollegin Simone Lebherz. Bisher galt als ausgemacht, dass nach einer winterbedingten Weihnachtspause Mitte Januar der Endspurt für den Umbau der Fellbacher Straße vor dem Wohnprojekt „Neue Mitte Schmiden“ startet. Nach Abschluss der Arbeiten im Frühjahr sollte es laut dem städtischen Bauzeitenplan indes ohnehin eine schöpferische Pause von mehreren Monaten geben – es will schließlich noch ausgetüftelt werden, wie es mit dem Vorplatz des ehemaligen Rathauses, der Küfergasse und der Brunnenstraße konkret weitergehen soll.

Ob aus Monaten vielleicht doch noch Jahre werden sollen – exakt das ist jetzt in Schmiden die Frage. Interessant ist mit Blick auf die Debatte um Verschiebungswünsche deshalb auch der Standpunkt der Stadtwerke Fellbach. Die wollen schließlich das teils über ein Jahrhundert alte und weitgehend marode Rohrsystem im Untergrund ersetzen – ein Hauptgrund, dass in Schmiden überhaupt gebaggert wird. Wie Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull jüngst berichtet hat, reagierte Stadtwerke-Chef Gerhard Ammon prompt, als im Rathaus plötzlich von der möglichen Verschiebung die Rede war – und bezeichnete den Vorschlag offenbar sinngemäß als mittlere Katastrophe. Schließlich könnte die Verschnaufpause nicht nur sorgsam getaktete Bauzeiten ins Wanken bringen. Auch die Bürger hätten nichts davon, wenn statt der Bagger für die Umgestaltung im Zweifelsfall dann die Bagger für die Beseitigung von Wasserrohrbrüchen in der Ortsmitte anrücken.