Die Gegner des Tiefbahnhof haben ihre Pläne für einen Umstieg überdacht und erweitert. Sie hoffen auf ein Ende von Stuttgart 21.

Stuttgart - Wie wäre es, wenn rund um das S 21-Areal anstelle eines Tiefbahnhofs ein moderner Kopfbahnhof, ein neuer Landespavillon für Veranstaltungen, eine Interimsoper im Stadtzentrum, ein neues Lindenmuseum und ein Umschlag für moderne City-Logistik entstünde? Dies sind einige der Ideen, die die Umstiegsgruppe des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 am Montagvormittag im Forum 3 vorstellte. „Ein Hauptargument der Befürworter ist immer, dass es keine Alternative zur Fertigstellung des Projekts gebe“, so Geschäftsführer Werner Sauerborn. „Wir wollen aufzeigen, was alles möglich wäre.“ Auch die Nutzung des Gleisvorfelds für die 2027 anstehende Internationale Bauausstellung ließe sich seiner Meinung nach im Zuge eines Umstiegs realisieren. Derzeit sucht die Stadt nach anderen Flächen, da das Areal bis 2026 mit der Logistik für Stuttgart 21 belegt sein könnte.

 

Vorhandenes wird genutzt

Die neuen Vorschläge, die das im Juli 2016 vorgestellte Umstieg 21-Konzept ergänzen, folgen weitgehend dem Prinzip, bereits vorhandene Bauelemente möglichst in eine andere Nutzung zu integrieren. Vorhandene Tunnel, die bei einem Umstieg nicht mehr für die Bahn benötigt würden, könnten etwa als neue Nahverkehrsverbindungen für Elektrobusse und als Trassen für Ver- und Entsorgungsleitungen dienen. Während Architekturhistoriker Norbert Bongartz seine Überlegungen zu einem neuen Standort des Lindenmuseums bei der alten Bahndirektion an der Heilbronner Straße darlegt, widmet sich Klaus Gebhard der Zukunft der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Im Gegensatz zum Tiefbahnhof könnte diese wohl 2021 eröffnet werden. „Die Bürgermeister beider Städte drängen zurecht auf eine Lösung, die es schon dann ermöglicht, die entstehenden Vorteile zu nutzen“, hält der Ingenieur fest. Eine Anbindung der neuen Strecke an den bestehenden Stuttgarter Hauptbahnhof sei daher dringend erforderlich. Gebhards Vision würde Wendlingen sogar zum ICE-Bahnhof aufwerten.

Milliarden an Einsparung möglich

Dass ein Umstieg die von der Deutschen Bahn prophezeiten Zusatzkosten in Milliardenhöhe verursachen würde, hält Werner Sauerborn für ausgeschlossen. „Diese Angabe geht davon aus, dass alles auf null zurückgebaut wird“, betont er. „Wir wollen die vorhandene Baumasse aber mit einbeziehen.“ Eine aktuelle Kostenvergleichsrechnung, des Aktionsbündnisses kommt zum Ergebnis, dass durch den Umstieg Einsparungen von rund 5 Milliarden Euro möglich wären.