Der Deutsche Gewerkschaftsbund will keine Militärkapelle in der Lutherkirche, das widerspreche der Friedensbotschaft. „Wir werben dort weder für Personal noch für Auslandseinsätze“, sagt dagegen der Sprecher des Landeskommandos.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Vorweihnachtliche Lieder in der Adventszeit – von Musikern in Uniform präsentiert. Das ist beim Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Ulm an diesem Montag, 2. Dezember, 19.30 Uhr, in der Fellbacher Lutherkirche geboten. Das löst Protest aus. Die Kritik: Kirchen sollten keine Plattform bieten für die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr. Musik und Kultur müssten dem Frieden und der Völkerverständigung dienen. So heißt es in einem offenen Brief des DGB-Ortsverbandes Fellbach, der zur Protestkundgebung der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG-VK) um 18.30 Uhr bei der Lutherkirche am Kirchplatz 1 aufruft.

 

Warum eine Premiere in Fellbach?

„Weihnachten ist das Fest der Liebe und des Friedens“, sagt das DGB-Mitglied und Fellbacher Gemeinderat Karl Würz. „Da wirkt es gerade in der Adventszeit befremdlich, wenn Musiker in Uniform von der weihnachtlichen Friedensbotschaft singen. Ich persönlich kriege das nicht zusammen.“ Würz fügt an, dass es auch in der Kirche selbst Vertreter gebe, die die Musikformationen der Bundeswehr kritisch sehen. „Um das Leben der Menschen und das künftiger Generationen sicherer, sozialer, gerechter und ökologisch tragfähig zu gestalten, braucht es nachhaltige, friedliche Alternativen. Bundeswehrwerbung hat weder in Schulen noch in Kirchen etwas zu suchen“, sagt der Vorsitzende des DGB Fellbach, Dieter Keller.

„Wir werben dort weder für Personal noch für Auslandseinsätze“, sagt dagegen der Sprecher des Landeskommandos Baden-Württemberg, Markus Kirchenbauer. Es gehe lediglich darum, „einen schönen Abend zu gestalten“ und für einen guten Zweck zu spielen.

Es gehe um ein Adventskonzert in der Lutherkirche

Warum eine Premiere in Fellbach? Während der DGB vermutet, dass die Proteste bei den Konzerten in Cannstatt und Stuttgart-Mitte zur Verlegung beigetragen hätten, nennt Kirchenbauer lediglich praktische Gründe. In der Martin-Luther-Kirche in Bad Cannstatt sei die Parkplatzlage durch Bauarbeiten sehr angespannt. Die Fellbacher Lutherkirche sei dagegen sehr gut zu erreichen, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Pfarrer Eberhard Steinestel weist die Kritik ebenso zurück. Es gehe um ein Adventskonzert in der Lutherkirche. Dazu sei die Lutherkirche vom Heeresmusikkorps angefragt worden, und dafür stelle sie die Kirchengemeinde zur Verfügung. „Ich finde es wichtig, auch im Blick auf die Bundeswehr zu unterscheiden, worum es sich bei einer Veranstaltung handelt und ob sie friedlich oder nicht friedlich geschieht“, sagt Steinestel.

Die Gegner fürchten dennoch, dass die Lutherkirche zum Werbeträger für die Bundeswehr werden könnte

Das Orchester werde wohl in seiner gewohnten Musikeruniform musizieren, aber eine Werberede werde es nicht geben. „Ich bin nicht für pauschale Verurteilungen, auch nicht im Blick auf die Bundeswehr. Sie ist eine Einrichtung in unserem Staat, deren Aufgaben von der Bundesregierung samt Bundestag beschlossen werden. Auch hierbei ist zu unterscheiden, ob der Einsatz dem Schutz und Aufbau in einem Land dient oder der Zerstörung. Grundsätzlich sollte in jeder Konfliktlage eine gewaltfreie Lösung Vorrang haben“, teilt Steinestel mit. Es gebe jedoch Situationen, wo auch „unterlassener notwendiger Schutz oder unterlassener befriedender Einsatz“ ein Problem seien. Der Pfarrer verweist darauf, dass der Eintritt für das Benefizkonzert frei ist und der Spendenerlös sozialen Aufgaben in der Bundeswehr und der Kirchengemeinde zugute kommt.

Die Gegner fürchten dennoch, dass die Lutherkirche zum Werbeträger für die Bundeswehr werden könnte. Die Kundgebung der Deutschen Friedensgesellschaft wird nicht nur vom DGB-Ortsverband, sondern unter anderem auch von Attac, der Linken Rems-Murr und einer Stuttgarter Friedensinitiative unterstützt.