Was wird denn nun aus dem endlos diskutiertem Wohn- und Drogenhilfe-Projekt an der Adlerstraße? Die Telekom müsse endlich klären, was mit ihrem Gebäude tun will, fordert Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Sonst war die ganze Bürgerbeteiligung eine Farce.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Es wurde heftig gerungen um das Vorhaben, es gab heftigen Widerstand – insbesondere in der Nachbarschaft. Der Immobiliendienstleister Corpus Sireo plant, oberhalb der einstigen Postfiliale Böblinger Straße einen Neubau mit 52 Wohnungen für Ältere sowie sechs Wohnungen für Familien zu bauen. Außerdem soll die Caritas mit einer Einrichtung für Drogenkranke einziehen. Abgerissen werden soll dafür ein leer stehender Trakt, der früher von der Post genutzt wurde. Die Kritiker des vor drei Jahren öffentlich präsentierten Projekts befürchteten ein Downgrading des Quartiers, wenn dort eine Anlaufstelle für Drogenkranke eröffnet.

 

Abgespeckte Version abgenickt

Nach hartem Ringen einigten sich Nachbarn, Bauherren und Betreiber auf eine abgespeckte Version: Die Caritas wird lediglich mit einer Ambulanz und Beratungsangeboten für Drogenkranke in den Neubau einziehen. Ursprünglich hatte man hier Substitutionsambulanz, Kontakt-, Anlauf- und Beratungsstellen bündeln wollen. Auch wird die Caritas bloß das Erdgeschoss und keine weitere Etage belegen. Man hatte, um die Stimmung zu befrieden und die Akzeptanz für das Vorhaben weiterhin zu erhöhen, Anfang vergangenen Jahres eine informelle Bürgerbeteiligung durchgeführt. Die dabei herausgefilterten Wünsche der Anwohner, benachbarten Schulen und der engagierten Bürger sollten von allen maßgeblich Beteiligten inklusive der Verwaltung auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden. Nach all diesen Bemühungen saßen nun alle „in den Startlöchern“, wie Sozialamtsleiterin Gabriele Reichhardt sagt. Doch nichts tut sich.

Das ganze letzte Jahr ist nichts passiert

„Die Telekom muss endlich klären, was mit ihrem Gebäude passieren soll, sonst liegt das komplette Projekt auf Eis, die Bürgerbeteiligungsprozesse und alles wären eine Farce!“, echauffiert sich Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Denn baurechtlich ist die Nutzung der Fläche bislang noch auf das Post- und Fernmeldewesen festgelegt. Lange Zeit war in dem kompletten Gebäuderiegel die Post beheimatet. Doch werden die Flächen inzwischen noch von der Telekom, der das Gebäude gehört, beansprucht? Über die notwendige Bebauungsplanänderung müssen die verantwortlichen Gremien des Gemeinderats entscheiden, und sie sollen dabei die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung berücksichtigen. „Das ganze letzte Jahr ist nichts passiert, weil die Telekom den Prozess blockiert!“, sagt Bezirksvorsteher Grieb.

Die Telekom ist derzeit dabei, ihre Immobilien in Stuttgart zu bewerten. Das zieht sich offenbar hin. Beim Sozialamt, dem das Projekt gleichsam wichtig ist, teilt man die Ungeduld des Bezirksvorstehers im Süden. „Da hat sich einfach geraume Zeit nichts getan“, sagt die Leiterin der Abteilung Sozialplanung, Sozialberichterstattung und Förderung. Die Stadt habe bereits nachgehakt bei der Telekom und mache Druck. Man warte auf Antwort.