Eine Bürgerinitiative kämpft gegen die Erweiterungspläne eines Schotterwerks in dem Steinbruch bei Haslach in Herrenberg. Parallel werden die Unterlagen für den geplanten Neubau öffentlich gemacht.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Herrenberg - Das Landratsamt will im Genehmigungsverfahren für den Neubau eines Schotterwerks im Haslacher Steinbruch für Transparenz sorgen: Die Unterlagen dafür sind im Internet veröffentlicht worden. Der Steinbruch bei dem Herrenberger Stadtteil ist umstritten. Der Betreiber knüpft die Modernisierung seiner veralteten Anlage an die Erweiterung der Abbaufläche. Im Juli stimmte der Gemeinderat einstimmig gegen diese Vergrößerungspläne. Auch eine Bürgerinitiative kämpft dagegen an. Vor Gericht ist die Stadt mit ihrem Versuch gescheitert, den Betrieb zu beschränken. Zum Neubau und zur Erweiterung laufen momentan zwei getrennte Verfahren.

 

Für die Erweiterung wurden die Unterlagen öffentlich ausgelegt. Im Frühjahr soll ein Erörterungstermin stattfinden. Für das neue Schotterwerk ist eigentlich keine Bürgerbeteiligung vorgesehen, „aber wir wollen in diesem Verfahren bewusst größtmögliche Transparenz schaffen“, teilt Martin Wuttke mit. Er ist stellvertretender Landrat sowie Dezernent für Umwelt und Klima. Die Unterlagen stehen bis 17. Januar im Internet. Danach wird das Landratsamt mit der Firma Böttinger, die den Steinbruch betreibt, Antworten auf dort gestellte Fragen einstellen.

Der Betreiber fordert Planungssicherheit

Das Unternehmen hat bereits den offiziellen Weg durch den Herrenberger Gemeinderat beschritten und die Unterlagen für die Öffentlichkeit ausgelegt. Die Stadt hat das Einvernehmen zu dem Vorhaben im Herbst 2018 erteilt. Das alte Schotterwerk entspricht nach Ansicht des Landratsamtes schon lange nicht mehr dem Stand der Technik. Gegen behördliche Versuche, es stillzulegen, wehrte sich der Betreiber aber erfolgreich vor Gericht. Er fordert Planungssicherheit für seine Investition in den Neubau: In seiner jetzigen Größe wäre der Haslacher Steinbruch in drei Jahren ausgeschlachtet. Mit dem Neubau und der Erweiterung „stellen wir die Weichen für die Zukunft“, wirbt das Unternehmen und verspricht „weniger Lärm, weniger Staub und mehr Effizienz“.

Auch Martin Wuttke erwartet eine „große Verbesserung“. Durch die künftig geschlossene Anlage und die Befestigung von Straßen soll weniger Staub aufgewirbelt werden. Die Lärmgrenzwerte würden eingehalten. Zudem werde Richtung Haslach ein Erdwall erstellt, der die Anwohner abschirmen soll. Im neuen Schotterwerk soll nur das im Steinbruch abgebaute Material verarbeitet werden.

Das Schotterwerk als Köder

Die Bürgerinitiative kritisiert, dass die beiden Verfahren nicht zusammengelegt wurden: „Den Neubau des Schotterwerkes wird es ohne Genehmigung der Erweiterung nicht geben“, erklärt deren Sprecher Thomas Deines. Der Betreiber habe dazu aber seine Zustimmung verweigert, was seinem immer wieder beteuerten Ansinnen von Transparenz widerspreche. Das neue Schotterwerk sei „die Wurst, die der Bevölkerung hingehalten wird, damit die Erweiterung akzeptiert werden soll“, findet der Stadtrat der Freien Wähler.

Auch die Verbesserungen durch den Neubau würden an der Gesamtsituation nichts ändern: „Sprengungen werden weiterhin den halben Ort erzittern lassen, Staubwolken über die Landschaft ziehen, Lärm die Wohnqualität mindern und der Dreck der Lieferfahrzeuge auf den Zufahrtsstraßen die Verkehrssicherheit gefährden.“ Thomas Deines wirft dem Betreiber außerdem vor, Auflagen nicht einzuhalten, und glaubt nicht, dass sich dessen Verhalten in Zukunft ändern werde.