Zu groß, zu dicht, zu hoch: Die Pläne für das Neubaugebiet Schauinsland in Ludwigsburg-Neckarweihingen waren hoch umstritten. Jetzt hat die Verwaltung das Konzept angepasst. Bald sollen die Bagger anrücken.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Ludwigsburger Verwaltung und die Stadträte haben einen Kompromiss gefunden und damit den Weg frei gemacht für die Realisierung des Neubaugebiets Schauinsland im Stadtteil Neckarweihingen. Mit lediglich einer Gegenstimme billigte der Bauausschuss die Pläne, die anfangs, als sie im Jahr 2014 erstmals publik wurden, noch hoch umstritten waren. Die Gebäude seien zu hoch, die Bebauung sei zu dicht, hieß es damals. Doch seither hat das Baudezernat das Konzept mehrfach angepasst und ist dabei den Wünschen des Stadtteilausschusses und der Anwohner weit entgegen gekommen. Von einem „harten Ringen um Minimierungsmaßnahmen“ sprach der Chef-Stadtplaner Martin Kurt in der Sitzung.

 

Von den ursprünglich vorgesehenen 200 Wohneinheiten sind im aktuellen Entwurf nur noch 172 übrig geblieben, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Stadt die Zahl der Geschosswohnungen verringert hat. Die Gebäude sind insgesamt nun deutlich niedriger und umfassen maximal vier Etagen. Herausgekommen sei eine gute Mischung von verschiedenen Wohnformen, lobten die Fraktionen unisono.

Konkret sind rund 130 Geschosswohnungen, ein Dutzend Wohnungen in Reihen- und Kettenhäusern sowie 30 in freistehenden Einfamilienhäusern geplant, im Zentrum außerdem ein kleiner Quartiersplatz und innerhalb des Gebiets mehrere kleine Grünflächen.

Optisch soll sich das Neubaugebiet an den Neckarterrassen orientieren

Schauinsland soll das bereits realisierte Neubaugebiet Neckarterrassen ergänzen, gebaut wird auf einem nicht mehr benötigten Friedhofsgelände und auf Ackerflächen am nördlichen Ortsrand von Neckarweihingen. Möglichst schon 2018 sollen die Bagger auf dem rund 3,9 Hektar großen Areal anrücken. Auch optisch soll sich das Gebiet an den Neckarterrassen in der Nachbarschaft orientieren, obwohl deren Gestaltung vor Ort kontrovers diskutiert wird. Viele Anwohner halten diese für zu urban, insbesondere wegen der blockartigen Bebauung mit Flachdächern, und damit unpassend für die dörfliche Struktur des Stadtteils entlang des Neckars.

Auch diese Kritik fand nun Eingang in das Konzept für Schauinsland. Zwar favorisierte die Verwaltung auch hier Gebäude mit Flachdächern, stellte aber auch eine Variante zur Abstimmung, bei der zumindest ein Teil der Häuser mit Satteldächern versehen wird – diese wurde im Ausschuss mit klarer Mehrheit angenommen.

Das Projekt ist Teil der 2013 beschlossenen Baulandoffensive, die zum Ziel hat, mehr Wohnraum in Ludwigsburg zu schaffen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Nach intensiver Prüfung hat die Verwaltung elf Flächen lokalisiert, auf der in den kommenden Jahren rund 1600 Wohneinheiten entstehen sollen, darüber hinaus sollen Baulücken und leer stehende Wohnhäuser aktiviert werden.

Den Stadträten dient das Gebiet als Faustpfand: Für den Umbau einer Schule

Die Umsetzung der Planungen für das Gebiet Schauinsland darf nach dem klaren Votum des Bauausschusses als sicher gelten, aber noch ist das Projekt an einen Vorbehalt gekoppelt: Schon voriges Jahr hatten die Stadträte beschlossen, dass die Friedrich-Keller-Schule in Neckarweihingen saniert und erweitert werden muss – und kritisierten wenige Monate später, die Stadt treibe den Umbau nicht mit dem nötigen Engagement voran. Das Baugebiet Schauinsland dient den Fraktionen daher jetzt als Faustpfand. „Ohne Baubeschluss für die Schule wird es von uns keine Zustimmung für das Baugebiet geben“, warnte Maik Braumann von der CDU, andere Stadträte äußerten sich ähnlich.

Bis die Stadträte den endgültigen Satzungsbeschluss für Schauinsland fällen, werden voraussichtlich noch einige Monate vergehen. Bis dahin, versicherte das Rathaus, werde man eine konkrete Planung für den Schulumbau vorlegen.