Die Union beschließt ein Importverbot für bestimmte Rohstoffe, deren Herstellung die Entwaldung vorantreibt. Eine wichtige Branche allerdings ist von den Auflagen bisher nicht betroffen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Wälder sind der zentrale Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Aus diesem Grund hat sich die EU am Dienstag auf ein Importverbot für bestimmte Rohstoffe geeinigt, deren Produktion die Entwaldung vorantreibt. In Zukunft sollen etwa Palmöl, Kaffee, Kakao und Soja nur eingeführt werden dürfen, wenn deren Erzeugung nicht auf nach Dezember 2020 abgeholzten Waldflächen erfolgte. Darauf einigten sich die 27-EU-Mitgliedsstaaten und das Europaparlament.

 

Kaffee und Steaks für Europa

„Europa sagt der von ihr verursachten globalen Urwaldvernichtung den Kampf an“, erklärt die SPD-Europaabgeordnete Delara Burkhardt. Es sei „verrückt“, dass es legal sei, den Regenwald „abzuholzen, das Holz in der EU zu verkaufen und auf den frei gewordenen Flächen Rinder zu halten und die Steaks in europäischen Supermärkten anzubieten“. Anna Cavazzini, EU-Parlamentarierin von den Grünen, betont, dass die EU mit dieser Einigung „neue Maßstäbe“ beim globalen Schutz der Wälder setze. Sie kritisierte jedoch, dass nicht noch mehr bewaldete Flächen als derzeit vorgesehen durch das Gesetz geschützt werden.

Genaue Angaben über die Anbauflächen

In einer Mitteilung der EU-Kommission heißt es, dass Unternehmen in Zukunft „genaue geografische Informationen zu den Anbauflächen“ bereitstellen müssen. Die Liste der betroffenen Rohstoffe umfasst neben Nahrungsmitteln unter anderem auch Holz und Gummi. Auch sie werden in dem Gesetz als „Treiber der Entwaldung“ identifiziert. Die Europaparlamentarier sind überzeugt, dass das geplante Importverbot seine von ihnen erhoffte Wirkung entfalten werde. Nach Angaben der Grünen-Politikerin Anna Cavazzini ist die EU Hauptimporteur von Rohstoffen, die den größten Anteil an der weltweiten Entwaldung haben. So gingen rund 80 Prozent der weltweiten Einfuhren an Kakao nach Europa, im Fall von Kaffee seien es 60 Prozent. Studien zufolge sei die EU durch ihre Importe für 16 Prozent der weltweiten Regenwaldabholzung verantwortlich.

Einen Wermutstropfen gibt es in den Augen von Anna Cavazzini allerdings. Das Europaparlament hatte sich auch für die Aufnahme von europäischen Banken und Versicherungen eingesetzt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Studien zeigten, so die Grünen-Politikerin, dass der Finanzinstitute maßgeblich Projekte und Unternehmen finanzieren, die zur Entwaldung beitragen. Nun soll die EU-Kommission in zwei Jahren prüfen, ob die neue Regelung auf Finanzinstitute in der EU ausgeweitet werden sollte. Die EU muss das Gesetz noch formal billigen, bevor es in Kraft tritt. Händler haben dann 18 Monate, um die neuen Regeln umzusetzen.

UN-Konferenz in Montreal beginnt

An diesem Mittwoch beginnt im kanadischen Montreal die 15. UN-Biodiversitätskonferenz, bei der es um den Schutz von Naturräumen und Artenvielfalt geht. Bundesumweltministerin Steffi Lemke erhofft sich von der Konferenz eine wirksame Vereinbarung gegen das Artensterben. Es müsse zu einer Trendwende kommen, fort von Zerstörung der natürlichen Ressourcen und hin zur Wiederherstellung von Natur. Konkret sprach sie sich für das sogenannte 30x30-Ziel aus, bei dem 30 Prozent der Landfläche und 30 Prozent der Meeresoberfläche bis 2030 unter Schutz gestellt würde. Dies bedeute eine Verdoppelung der Schutzfläche an Land und eine Vervierfachung der geschützten Fläche auf dem Meer.