Das Studierendenwerk animiert Studenten und Uni-Mitarbeiter zu mehr Nachhaltigkeit. Das zahlt sich für die Umweltbewussten gleich in zweifacher Hinsicht aus.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Coffee to go, also der Kaffee für unterwegs, ist ebenso beliebt wie umweltschädlich – zumindest, wenn er aus Wegwerfbechern konsumiert wird. Etwa 2,8 Milliarden der Pappbecher mit den Plastikdeckeln werden jährlich in Deutschland genutzt, informiert die Deutsche Umwelthilfe. Hintereinander aufgestellt ließe sich die Erde damit sieben Mal umrunden. Runtergerechnet sind es 7,6 Millionen der Einwegbecher am Tag, 320 000 Becher in der Stunde, die, nachdem sie leer sind, einfach weggeworfen werden. Auch an den Universitäten im Land gehören die Einwegbecher zum gewohnten Bild – in den Händen der Studenten ebenso wie in den Mülleimern auf dem Campus und in den Wohnheimen.

 

Das Studierendenwerk Stuttgart möchte dem entgegenwirken und hat mit Beginn des Wintersemesters Mehrwegbecher eingeführt. „Seit dieser Woche gibt es die Becher in zwei verschiedenen Designs zu kaufen“, sagt Anita Bauer, Pressesprecherin des Studierendenwerks. Die „Kim-Mehrwegbecher“ gibt es in den Mensen und Cafeterias des Studierendenwerks jeweils mit Deckel und Hitzeschutzmanschette. Kim steht dabei für „kommt immer mit“.

Wohnheimbewohner bekommen den Becher umsonst

Zum Selbstkostenpreis von 6,50 Euro sind die Mehrwegbecher zu haben. Sie werden in Deutschland produziert, brechen schwer, eignen sich für die Mikrowelle und die Spülmaschine, sind leichter und langlebiger als Glas oder Porzellan, können recycelt werden und sind frei von Bisphenol A (BPA), verspricht der Hersteller Ornamin mit Sitz im nordrhein-westfälischen Minden. Der chemische Stoff wird häufig in der Kunststoffherstellung eingesetzt und gilt als gesundheitsgefährdend, weil er sich aus den Kunststoffen lösen und, aufgenommen beispielsweise über Lebensmittel, beim Menschen Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben kann, warnt der BUND.

Studenten, die in den Wohnheimen des Studierendenwerks zu Hause sind, bekommen die Mehrwegbecher sogar umsonst. Insgesamt sind das 7232 junge Erwachsene in 35 vom Studierendenwerk betreuten Wohnanlagen in Stuttgart, Esslingen, Göppingen und Ludwigsburg. Alleine für 3392 Studenten bieten die zehn Wohnheime am Campus Vaihingen einen Platz. Andere Studierendenwerke, berichtet Anita Bauer, hätten mit Mehrwegbechern bereits gute Erfahrungen gemacht. „Wir erhoffen uns dadurch, den Müll besonders in den Wohnheimen zu reduzieren und die Studenten zu mehr Nachhaltigkeit zu sensibilisieren“, sagt Bauer. 9100 der Becher hat das Studierendenwerk Stuttgart produzieren lassen. „Die Aktion ist gut angelaufen, die Resonanz auf die Kim-Mehrweg-Becher ist sehr positiv“, sagt Bauer.

Umweltfreundlichkeit zahlt sich aus

Wer künftig in der Cafeteria ein Getränk im Pappbecher kaufen will, zahlt 25 Cent mehr als derjenige, der seinen Mehrwegbecher mitbringt. Das muss natürlich nicht der Kim-Becher sein. Wer bereits einen anderen Mehrwegbecher hat, kann den ebenfalls nutzen. Durch den Aufpreis möchte das Studierendenwerk noch mehr Menschen dazu bringen, auf die umweltfreundlichere Variante umzusteigen. Nachhaltigkeit zahlt sich also aus. Die Kaffeemaschinen sind zudem so umgerüstet, dass Becher verschiedener Größen darunter passen. Und es wird künftig keine Plastikdeckel für die To-go-Becher mehr an den Automaten geben. Wer einen braucht, bekommt ihn auf Nachfrage an der Kasse. Auch in Sachen Fairtrade und Bio setzt das Studierendenwerk ein Zeichen. In den Mensen und Cafeterias werden ausschließlich Bio-Tee-Sorten angeboten. Der Kaffee, der dort angeboten wird, stammt aus ökologischem Anbau und fairem Handel.

Uni Hohenheim setzt sich für Nachhaltigkeit ein

An der Universität Hohenheim gibt es die „Keep Cups“, Becher zum Behalten und Wiederverwenden, bereits seit 2012. Verkauft werden sie über die Hochschulgruppe Greening Hohenheim. Die Studenten überlegen sich Strategien und Neuheiten, um ihre Uni umweltfreundlicher zu machen. Zu den Aktionen, die Greening zusammen mit anderen Gruppen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben, veranstaltet hat, gehörten unter anderem gemeinsame Kochabende mit Flüchtlingen. Auch den Papierhandtüchern auf dem Campus hatten die Hohenheimer den Kampf angesagt und den Austausch durch Kaltlufttrockner durchgesetzt. In einer Fahrradwerkstatt auf dem Campus, dem Radskeller, können Studenten ihre Drahtesel reparieren, reparieren lassen oder Fahrräder leihen.