SPD-Politiker dringen auf den Kauf eines frei werdenden Areals im Süden. Ist die Stadt Eigentümerin, sagen sie, könnte sie hier dringend benötigte Wohnungen errichten. Sie kritisieren das zögerliche Agieren der Verantwortlichen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Das Statistische Landesamt (StaLa) an der Böblinger Straße wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 nach Fellbach umziehen. Die innerstädtischen Flächen in der Nähe des Erwin-Schoettle-Platzes werden dann frei. Da der Umzug seit Jahren bekannt ist, dringen der Stadtbezirk Süd und namentlich dessen Bezirksvorsteher Raiko Grieb (SPD) seit längerer Zeit darauf, dass die Stadt die Grundstücke vom Land kaufen möge, damit dort dringend benötigter Wohnraum entstehen kann.

 

Filetstück am Schoettle-Platz

Eine Kleine Anfrage des SPD-Abgeordneten Peter Hofelich an den Landtag ergab nun: Das Land wäre bereit, die Fläche an die Stadt zu veräußern. Die Landesregierung sei auch über das Interesse der Stadt an dem Areal Böblinger Straße 68 bis 78, wo derzeit das StaLa untergebracht ist, „grundsätzlich informiert“. Die Stadt habe in der Sache Kontakt mit dem Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg aufgenommen. Doch: „Weiterführende Gespräche mit der Stadt haben bislang nicht stattgefunden.“

Peter Hofelich zeigt sich fassungslos, dass die Stadt nicht zugreift: „Dafür habe ich in Zeiten des enormen Wohnungsmangels in Stuttgart nun wirklich kein Verständnis.“ Der Landtagsabgeordnete nennt auch die aus seiner Sicht Verantwortlichen. Ihm leuchtet nicht ein, „warum der zuständige Stuttgarter Bürgermeister Fuhrmann seit langen Monaten nicht aktiv auf das Land“ zugehe und „warum die grüne Finanzministerin Sitzmann nicht einen Beitrag des Landes gegen die Wohnungsnot in Großstädten leisten“ wolle. „Stadt und Land müssen endlich konkret werden“, fordert der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Ferner müsse nun der Bezirksbeirat Süd einbezogen und dem Gemeinderat ein Sachstandsbericht präsentiert werden.

Potenzial für den Süden

Ebenso konsterniert reagiert Bezirksvorsteher Raiko Grieb: Seit mehr als zwei Jahren wisse die Stadtverwaltung, dass die Landesgrundstücke entlang der Böblinger Straße frei werden. Doch abgesehen von einer Interessenbekundung gegenüber dem Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Stuttgart, sei von Seiten der Stadtverwaltung bislang nichts passiert. „Angesichts der Tatsache, dass der Bezirksbeirat, aber auch Gemeinderatsfraktionen, bereits seit Jahren darauf drängen, dass die Stadt in Kaufverhandlungen mit dem Land eintreten soll“, sei das erschütternd wenig, schreibt Grieb in einer Mitteilung und mahnt: „Die Entwicklungsmöglichkeit des Stadtbezirks Stuttgart-Süd an zentraler Stelle ist in Gefahr, wenn nunmehr die Verantwortlichen der Landeshauptstadt nicht unverzüglich das Gespräch mit dem Finanzministerium über den Kauf des Grundstückes des Statistischen Landesamtes führen“.

Stadtverwaltung äußert sich nicht

Dem Bezirksvorsteher schwebt vor, auf der frei werdenden Fläche dringend benötigten Wohnraum für Studierende zu schaffen: „Mit ihnen würde die Böblinger Straße lebendig und wären die Folgen für Gewerbe, Gastronomie und den ÖPNV durch den Wegzug des zweitgrößten Arbeitgebers StaLa im Bezirk verkraftbar.“ Die Stadt äußert sich indes auch auf Anfrage nicht zum Thema und nimmt auch nicht Stellung zur Anfrage des Landtagsabgeordneten Hofelich.

Bewegung kommt nicht bloß ins StaLa, auch auf dem Campus an der Böblinger Straße 70 bis 78 stehen Veränderungen an. Das dortige Institut für Kunststofftechnik wird voraussichtlich im Jahr 2022 nach Vaihingen umziehen. Doch hier ist für die Stadt nichts zu holen, wie die Antwort auf Hofelichs Anfrage im Weiteren ergibt: „Mittelfristig wird die Universität Stuttgart die universitär genutzten Gebäude in dem Areal somit auch weiterhin benötigen. Eine Freigabe dieser Flächen für andere Nutzungen ist damit zum derzeitigen Stand bis auf Weiteres ausgeschlossen“, teilt das Land mit. Beim Areal Böblinger Straße 68 bis 78 handelt es sich um eine Fläche von 15 100 Quadratmetern, die derzeit vom Statistischen Landesamt und der Universität genutzt werden.