Die Zehn-Millionen-Stadt Jakarta soll ihre Funktion als Hauptstadt Indonesiens abgeben. Die Ministerien und Behörden sollen auf die Regenwaldinsel Borneo umziehen.

Palangka Raya - Verträumte und mit Blumenrabatten gesäumte Straßen, drei Hotels mit europäischem Standard und Rikschafahrer abseits des Zentrums: die Provinzstadt Palangka Raya in Kalimantan, so heißt der indonesische Teil Borneos, ist ein beschaulicher Ort. Für Touristen gilt sie als Basis für einen Ausflug in die Nationalparks mit den Orang-Utans auf der drittgrößten Insel der Welt. Aber schon der neu eröffnete Flughafen Palangka Rayas zeigt in seinen riesigen Dimensionen, dass Indonesien mit dieser Stadt etwas vorhaben könnte.

 

Präsident Joko Widodo bekräftigte nun per Twitter seine Pläne, die von Staus geplagte und langsam im Wasser versinkende Zehn-Millionen-Hauptstadt Jakarta auf Java aufzugeben. „Unsere Hauptstadt wird nach Kalimantan umziehen“, sagte Widodo. Neben Palangka Raya im Inselinnern mit seinen 200 000 Einwohnern käme noch die ölreiche Stadt Balikapan an der Küste infrage, beide anderthalb bis zwei Flugstunden entfernt von Jakarta. Alle Aspekte würden geprüft, so dass die Entscheidung mit Blick auf die nächsten zehn, 50 und 100 Jahre richtig ausfallen werde, erklärte der Präsident nebulös. Der Umzug könnte 2024 beginnen und 33 Milliarden US-Dollar kosten.

Indonesiens Bauminister Basuki Hadimuljono hat eine umweltgerechte und technologisch moderne „smarte Wald-Stadt“ versprochen, die das Herz der wenig besiedelten Regenwaldinsel nicht schädigen werde. Umweltfreunde bezweifeln, dass das klappt. Die dort heimischen Dayak, eine Ethnie von Waldbewohnern, befürchtet auch eine weitere „Javanisierung“ ihrer Insel, den Zuzug der besser gebildeten und kaufkräftigeren Bewohner von Java. „Indonesien als Land braucht diesen Umzug“, sagt eine lokale Mitarbeiterin der Stuttgarter Organisation Fairventures, die auf Borneo Bäume pflanzt und in Palangka Raya ein Büro hat. „Aber die Dayak auf Kalimantan sind noch nicht bereit für die Veränderung.“ Die Entwicklung der letzten 20 Jahre habe gezeigt, dass Einheimische angesichts des schlechten Schulsystems keine Chance hatten gegen „Leute von außerhalb“, die mit Palmölplantagen und Bergbau den Regenwald zerstörten. Der Umzug werde Jobs bringen, aber auch viele zurücklassen.