Zierlich, bescheiden, nur die Krawatte glänzt golden: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nimmt den Medienpreis entgegen, scherzt auf Englisch und radebrecht auf Deutsch. Die globalen Konflikte geraten für einen Moment in Vergessenheit. Aber nur kurz.

Baden-Baden - In einer eindringlichen Rede hat der Preisträger des Deutschen Medienpreises, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Europa zu gemeinsamem Handeln in der Flüchtlingskrise aufgefordert. „Die Grenzen entlang der Balkanroute zu schließen, das ist keine Lösung“, sagte der 71-Jährige am Montagabend bei der Verleihung der Auszeichnung in Baden-Baden. Europa habe die Fähigkeit und auch die Erfahrung, diese schwere Zeit zu meistern. „Stehen Sie zu Ihren Prinzipien und werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht“, sagte er in Richtung der EU-Regierungschefs. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach er mehrfach seinen Respekt für ihre Führung, Leidenschaft und Solidarität bei den Bemühungen um die Bewältigung der Krise aus.

 

Ex-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) lobte Ban zuvor in seiner Laudatio für sein „zähes, geduldiges und zielstrebiges“ Engagement für den Frieden in der Welt. Der oberste UN-Repräsentant habe in den fast zehn Jahren seiner Amtszeit in einem extrem schwierigen Umfeld Brücken gebaut und Probleme gelöst.

„Sie sind der richtige Preisträger zur richtigen Zeit“, hatte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in seinem Grußwort betont. Mit Sorge betrachte er die mangelnde Solidarität in Europa und die Rückwendung zum Nationalen. Ban stehe wie kein Zweiter für die Notwendigkeit von Solidarität in der Welt.

Die Verleihungszeremonie stand ganz im Zeichen der Flüchtlingskrise. Ein Einspielfilm am Anfang der Veranstaltung warf ein kurzes und eindrückliches Licht auf die Krisenherde dieser Welt wie Syrien oder Sudan. Ban habe einen neuen Führungsstil in der UN etabliert, sagte Karlheinz Kögel, der den Medienpreis 1992 ins Leben gerufen hat. Zwar könne der UN-Generalsekretär die Konflikte der Welt nicht alleine lösen, seine unermüdliche Arbeit leiste aber einen entscheidenden Beitrag dazu, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Vor seiner auf Englisch gehaltenen politischen Rede hatte Ban auf Deutsch über die schwierige deutsche Sprache gescherzt. Die Grammatik sei schwieriger als die Lösung des Nahost-Konflikts. Zungenbrecher bei der Begrüßung wie „Oberbürgermeisterin“, „Ministerpräsident“ und „früherer Bundespräsident“ brachte er ein wenig holperig über die Lippen - bevor er darum bat, auf Englisch weitersprechen zu dürfen. Im Anschluss an die Verleihung sprachen junge Flüchtlinge, die seit kurzem in der Kurstadt leben, über ihre Wünsche und Träume. In der 52 000-Einwohnerstadt leben derzeit rund 1000 Flüchtlinge.

Der Deutsche Medienpreis wird seit 1992 verliehen

Unter den etwa 500 Gästen waren unter anderem die ehemalige Skirennläuferin und Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch, die frühere Weltklasseschwimmerin Franziska van Almsick, der CDU-Bundesvize und baden-württembergische CDU-Landesvorsitzende Thomas Strobl, die Fernsehmoderatoren Günther Jauch und Johannes B. Kerner sowie der Preisträger des Vorjahres, Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

Am Dienstag wird Ban, der mit seiner Frau nach Baden-Baden gekommen war, auch in Berlin erwartet: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will mit dem UN-Chef vor allem über die Flüchtlingskrise und die Entwicklung in Syrien sprechen.

Der Deutsche Medienpreis wird seit 1992 vom Marktforschungsunternehmen Media Control verliehen. Mit der Auszeichnung werden Persönlichkeiten geehrt, die aus Sicht der Jury die Gesellschaft oder die Politik prägend beeinflusst haben.

Geehrt wurden zum Beispiel schon der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Filmstar George Clooney. Die Auszeichnung ist undotiert und besteht aus einer jedes Jahr anders gestalteten Keramikfigur.