Die Delegierten bei der Pariser Klimakonferenz verhandeln rund um die Uhr. Und nicht nur sie: Per Telefon suchen Staatenlenker über Ozeane hinweg eine Einigung auf einen Klimavertrag. Die Uhr tickt.

Paris - In der Schlussphase der Pariser Klimakonferenz drängt Deutschland auf ein ehrgeiziges Abkommen. „Wir werden uns nicht mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner begnügen“, betonte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Freitag.

 

Die Spannungen zwischen den Teilnehmern sind beträchtlich: Der Außenminister der Marshall-Inseln, Tony de Brum, der in Paris als Sprecher einer selbst ernannten Koalition der Ehrgeizigen auftritt, beklagte eine „koordinierte Kampagne“ in den nächtlichen Verhandlungen. Es habe Versuche gegeben, ambitionierte Ziele aus dem jüngsten Textentwurf für einen Weltklimavertrag zu streichen, den er als „guten Versuch“ eingestuft hatte.

Im Bemühen um Lösungen griffen auch Staats- und Regierungschefs zum Telefon. US-Präsident Barack Obama telefonierte sowohl mit Frankreichs Staatschef François Hollande als auch mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping. Die beiden größten CO2-Verschmutzer Amerika und China bekräftigten dabei nach Angaben des Weißen Hauses, gemeinsam auf ein ehrgeiziges Klimaabkommen hinarbeiten zu wollen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach unter anderem mit US-Außenminister John Kerry sowie Vertretern von Indien, Südafrika und Singapur.

Sorge, dass der Text verwässert wird

Heftige Differenzen gibt es nach Angaben von Beobachtern weiter bei der Frage, ob aufstrebende Schwellenländer künftig für finanzielle Hilfen im Kampf gegen den Klimaschutz zur Kasse gebeten werden. Indien sieht die alle fünf Jahre geplanten Nachbesserungen der Klimaschutzanstrengungen mit Skepsis. Das große Schwellenland Brasilien schloss sich indes laut de Brum der Allianz für ein ehrgeiziges Abkommen an, der die USA, die EU sowie Länder aus dem Pazifik, der Karibik, Afrika und Lateinamerika angehören. Die Koalition umfasst nach früheren Angaben um die 100 Staaten.

Auch der Leiter des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, äußerte die Sorge, dass der Text noch verwässert werden könnte. Enttäuscht zeigte er sich über die Rolle der Europäischen Union, die „ein bisschen ambitionierter hätte auftreten können“.

Der Konferenzleiter, Frankreichs Außenminister Laurent Fabius, gab sich zuversichtlich, Samstagfrüh einen Vertrag vorlegen zu können, der „für die Menschheit ein großer Schritt voran sein wird“. Ursprünglich sollte das Abkommen schon am Freitagabend angenommen werden.

Klimaschützer versuchen weiter Druck auszuüben

Nach Worten von Hollandes Klimagesandtem Nicolas Hulot sind die Verhandlungen deswegen so schwierig, weil in Paris eine ehrgeizige Vereinbarung entstehen soll: „Wenn man ein Abkommen als Fassade wollte, dann wäre das leicht zu schaffen.“

Uneinigkeit herrschte unter anderem noch darüber, wie das Ziel, die Erderwärmung auf höchstens zwei Grad zu begrenzen, erreicht werden soll. Mit den bisher zugesagten nationalen Klimaschutzplänen würde die Temperatur auf der Erde um etwa 2,7 Grad steigen.

Klimaschützer versuchten mit symbolträchtigen Aktionen weiter Druck auf die Verhandler auszuüben. Mitglieder der Organisation Avaaz forderten in Star-Wars-Kostümen zum Handeln auf. Greenpeace- Aktivisten malten eine riesige Sonne mit Strahlen auf die Straßen um den Pariser Triumphbogen. Sie forderten, die Umstellung auf 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien bis 2050 im Vertrag zu verankern.