Eine international angelegte UN-Simulation auf Englisch verhandelt die großen Probleme unserer Zeit. Wie in der realen Welt liegen politische Erfolge und Niederlagen manchmal nah beieinander.

Sindelfingen - Kindersoldaten abschaffen, den Israelisch-Palästinensischen Konflikt beenden und Plastikrecycling vorantreiben – das sind nur ein paar der dicken politischen Bretter, die die Staaten- und UN-Vertreter im Simulationsspiel Munog, kurz für Model United Nations of Goldberg, bohren mussten. Im Oktober war zum 14. Mal die weltpolitische Bühne im Sindelfinger Goldberg-Gymnasium (GGS) aufgebaut worden, mit sechs Gremien aus 80 Schülerinnen und Schülern besetzt und mit jeweils zwei politischen Themen betraut. Im vorigen Jahr war das Spiel pandemiebedingt ausgefallen.

 

Die Rollen des UN-Generalsekretariats und der politischen Vertreter wurden von Schülern der Klassen 10 bis 12 übernommen. Von Freitag bis Dienstag wurde diskutiert, verhandelt und um Lösungen für die Probleme dieser Welt gerungen. Wie im echten Leben hatten aber auch die Munog-Teilnehmer das Ziel vor Augen: sich zu einigen und zu einer gemeinsamen Resolution zu kommen.

Wichtige Kompetenzen werden geschult

Bei der UN-Simulation am Goldberg-Gymnasium werden Kompetenzen, die für demokratische Prozesse notwendig sind geschult – wie Kompromissfähigkeit, Perspektivwechsel, inhaltliche Kenntnis der Themen und sprachliche Fertigkeiten. Karoline Wedekind, diesjährige Generalsekretärin der Konferenz, lobte die „ernsthafte Arbeit und die hohe Qualität der Redebeiträge in den Gremien“. Die Verbindung zur realen Welt sieht sie in der Bedeutung der diskutierten Themen, wie der Bekämpfung globaler Pandemien in der Weltgesundheitsorganisation WHO oder in der Wiederverwertung von Plastikverpackungen in der Klimarahmenkonferenz.

Bei Letzterem konnte auch eine gemeinsame Resolution verabschiedet werden. Im UN-Menschenrechtsrat (HRC) dagegen wurde ein Resolutionsentwurf für mehr Bildungschancen für Flüchtlinge abgelehnt, es gab nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Hier mussten die Delegierten akzeptieren, nichts bewegen haben zu können.

Wichtig war für Wedekind der Umgang mit konträren Positionen in den Gremien. Beispielsweise wenn sich USA und der Iran im Ausschuss für Abrüstung und internationale Sicherheit gegenüberstanden und über den Umgang mit neuen Technologien in der Kriegsführung debattierten. Gerade hier ließ sich bei vielen auch ein beeindruckendes schauspielerisches Talent erkennen, sagt Verena Kiemes, eine der betreuenden Lehrerinnen. „Als Ländervertreter muss man oft auch Sichtweisen überzeugend vertreten, die einem als Privatperson nicht gefallen. Das ist einigen sehr gut gelungen“, stellt Kiemes fest.

Munog ernst nehmen heißt auch schauspielerisch auftreten können

Ein Beispiel war der Auftritt der brasilianischen „Botschafterin“. Sie nannte den Klimawandel etwas „Natürliches“, das nicht menschengemacht ist. Selbst den Begriff „Klimawandel“ sprach die Delegierte nur in Anführungszeichen aus. „Das war beeindruckend“, berichtet Kiemes. Die „Chairs“, die ein Gremium leiteten, hoben immer wieder das „enorme Faktenwissen und große Interesse“ ihrer Delegierten hervor. So wurde beispielsweise zum Thema der Teilung Jerusalems im Security Council auf Antrag der Delegierten viel länger als geplant verhandelt. Oliver Holderried, Gemeinschaftskundelehrer am ebenfalls teilnehmenden Schickardt-Gymnasium Herrenberg sagte dazu: „In meinem Unterricht ist es meist nicht so ruhig wie bei Munog.“

Seine Kollegin Saskia Lehmann vom Otto-Hahn-Gymnasium Böblingen, das ebenfalls als regionaler Partner dabei war, plant bereits eine Werbeaktion an ihrer Schule für die nächste Simulation.