Bilder schwäbischer Landschaften hat der Maler hinterlassen. Als Mensch war der Ditzinger weitestgehend unbekannt, bis jetzt.

Endlich weiß man, wie er aussah, der für Ditzingen so bedeutende Künstler Erwin Starker. Seit einigen Monaten existiert eine Schwarz-Weiß-Fotografie in der Öffentlichkeit, mit der nun auch eine Ausstellung im Stadtmuseum beworben wird. „Erwin Starker. Landschaftsmaler, Impressionist. 1872-1938. Stuttgart, Ditzingen“ lautet der Titel der Schau.

 

Der Titel umfasst im Wesentlichen, was bisher landesweit von dem Künstler bekannt war, der in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag gefeiert hätte. Neu ist eben das Foto, das Einladungskarten und Plakate ziert. Die Aufnahme zeigt einen Mann mit hoher Stirn, ausgeprägtem Schnauzer und ernstem Blick.

So ernst Starker wirkt: Er muss durchaus Qualitäten eines Unterhalters gehabt haben, fasst die Museumsleiterin Nina Hofmann zusammen. Das jedenfalls geht aus Briefen hervor, die Starker an seine Familie schrieb. Auch sie sind im Stadtmuseum nachzulesen, parallel zu den ausgestellten, groß- und kleinformatigen Zeichnungen und Bildern, unter anderem in Öl.

„Papa [. . .] ich werde Künstler“

Als 14-Jähriger hat er bereits klar vor Augen, was er werden will. Er schreibt an seinen Vater: „Wie lieb und herzlich sind deine Ermahnungen, du trefflichster aller Väter, du lieber Papa!!! O, ich wüsste dir noch so viel, so viel zu schreiben. Doch es ist nicht an der Zeit! Doch was schwatze ich? Mein Entschluß für den Lauf meines Lebens ist schon lange gefasst, aber nie wagte ich ihn dir offen auszusprechen. [. . .] Doch zur Sache! Ich will dir kurz meinen Entschluß kundtun: Ich werde Künstler! Du lachst und. denkst: Na, ein Wunder, dass der Geselle nicht gleich Kaiser oder Millionär werden will!“

Starker schreibt ausführlich, doch sowohl Nina Hofmann als auch der Stadtarchivar Florian Hoffmann bleiben vorsichtig in ihrer Beschreibung des noch recht unbekannten Malers. Bisher hatte in Ditzingen nur ein Selbstporträt existiert, sagt Hoffmann. Man habe nun zwar die Briefe an seine Eltern und später an seine Frau ausgewertet, „die erstmals eine Darstellung der privaten Seite des Künstlers“ erlaubten.

Es sei aber die einzige Quelle. Die Ausstellung zeichnet nun ein detaillierteres Bild des Sprösslings einer Stuttgarter Honoratiorenfamilie, des Ehemanns und Vaters eines Kindes mit Behinderung, eines Heeresangehörigen im Ersten Weltkrieg, eines Reisenden.

Aufruf in der Zeitung brachte Ergebnisse

Möglich wurde der einzigartige Blick auf Erwin Starker durch zwei seiner Großnichten. Über einen öffentlichen Aufruf der Ausstellungsmacher entstand der Kontakt zu einem anderen Museum, deren Leiterin wiederum zu einem früheren Zeitpunkt eine Großnichte kontaktiert hatte.

So habe sich die Verbindung zu einer weiteren Großnichte ergeben, die ebenfalls Quellenmaterial zur Verfügung stellte, insgesamt 80 persönliche Briefe und Postkarten sowie 250 private Fotografien. „Die Starker-Forschung profitiert von dem, was wir hier gemacht haben“, sagt der Archivar Florian Hoffmann. Er wird die Erkenntnisse auch in einem Aufsatz für die Ludwigsburger Geschichtsblätter publizieren.

Viele Bilder zu sehen, auch Zeichnungen des jungen Erwin

Zu sehen sind 29 Bilder, klein- und großformatig darunter ein Ölgemälde, das einen Hirsch am See zeigt – das einzige den Ausstellungsmachern bekannte Bild mit einer Tierdarstellung. Starker, der 1918 aus Stuttgart nach Ditzingen zog, malt Landschaften, erst eher detailliert, später im Überblick. Als Kind verschickte er Bilder an Verwandte. Eine dieser Zeichnungen ist ebenfalls zu sehen: Erwin beim Kutscher auf dem Bock.

Öffnungszeiten Die Eröffnung ist am Samstag, 10. September, 18 Uhr, im Stadtmuseum. Die Ausstellung ist bis 5. März zu sehen. Das Museum ist geöffnet dienstags bis sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.