Fernando Alonso hat bei seinem Horrorunfall beim Saisonauftakt der Formel 1 in Australien Glück gehabt – und ein sehr sicheres Auto. Die Ingenieurskunst hat es möglich gemacht.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der erste Eindruck nach dem Horrorunfall des Spaniers Fernando Alonso beim Saisonauftakt in Melbourne ist auch dieser gewesen: da war eine ganze Armee von Schutzengeln im Spiel. Einerseits ist das richtig, zum anderen hat der McLaren-Pilot den Crash mit doppeltem Überschlag aber auch Dank des Carbonfaser-Gehäuses der Fahrerzelle unbeschadet überstanden. Macht die Technik also Wunder möglich?

 

Ganz sicher sollte sich die Formel-1-Gemeinde da niemals sein, auch wenn nach dem Alonso-Unfall das hohe Lied auf die Sicherheitsstandards angestimmt wird. „Die Chassis sind kugelsicher, sie überstehen so gut wie alles“, sagt etwa der Teambesitzer Gene Haas über die Monocoques, in denen die Piloten sitzen. Das stimmt – doch eine Garantie, die gibt es nicht. Auch wenn die Formel-1-Piloten schon verletzungsfrei aus Schrotthaufen gestiegen sind, die nicht mehr als Rennwagen zu erkennen waren.

Die Carbonbauweise wird auch für Serienautos interessant

Diese Sicherheitszelle, in der die Fahrer sitzen, wird aus mehr als 1500 Kohlenfaserstücken zusammengesetzt. Um die Festigkeit der Schutzzelle zu garantieren, werden etwa 60 Lagen Carbon übereinandergelegt und dann gehärtet. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurden die Gehäuse immer stabiler gebaut. Inzwischen müssen sie einen Frontalzusammenstoß mit einer Geschwindigkeit von 54 Kilometern pro Stunde unbeschadet überstehen. Und der als Überrollbügel genutzte Lufteinlass hinter der Cockpitöffnung sollte einer Belastung von zwölf Tonnen standhalten.

Die Carbonbauweise wird auch für die Herstellung der Serienfahrzeuge in der Automobilbranche immer interessanter. Das Material ist steif, stabil und vor allem leicht – somit verbrauchen die Fahrzeuge weniger Sprit und stoßen auch weniger Schadstoffe aus. Im Vergleich zu Stahl ist Carbon nur halb so schwer.

Zur Sicherheit der Formel-1-Piloten und der Zuschauer tragen auch die Seile bei, die bei einem Crash die Räder am Chassis halten – auch wenn es hin und wieder vorkommt, dass sich die Rollen lösen. Alonso hat bei seinen Überschlägen vor allem auch der Kopf- und Nackenschutz Hans geholfen. Dieser sensible Teil des Körpers wird mit Schnüren festgemacht und verhindert bei Einschlägen gefährliche Halswirbelverletzungen. Bei Alonsos Flugeinlage in Melbourne hat Hans gegriffen. Und die Schutzengel standen auch Spalier.