Ungarns Premier Orban erhält keine Einladung für einen Demokratiegipfel. Seine Reaktion ähnelt einem gekränkten Teenager.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Brüssel - Staatenlenker verhalten sich manchmal wie pubertierende Jungs, die ihre überschüssigen Kräfte ausleben. Es geht um Eitelkeiten, manchmal um das Recht des Stärkeren, aber im Grunde hegt jeder – vom Streber, über den Pausenclown bis zum Rädelsführer – den Wunsch, von seinen Mitschülern gemocht zu werden und eine Einladung für die Klassenparty am Wochenende zu bekommen.

 

Orban reagiert beleidigt

Aus diesem Blickwinkel ist die gekränkte Reaktion von Victor Orban irgendwie verständlich. Denn der ungarische Ministerpräsident wurde als einziger der Staats- und Regierungschef der EU-Länder nicht zu dem von den USA organisierten Online-Gipfel für Demokratie eingeladen. Das ist tatsächlich eine eher unschöne Geste, weshalb Ungarns starker Mann auch sofort beleidigt reagierte. Orban blockierte mit seinem Veto einen gemeinsamen EU-Beitrag für das Treffen. Der geschmähte Premier schloss also die Klassenkasse weg, damit keine bunten Ballons für die anstehende Party gekauft werden können. Orban wollte sogar verhindern, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel teilnehmen. Doch ein Rechtsgutachten ergab, dass sie auch gegen den Willen eines Mitgliedstaates an dem von US-Präsident Joe Biden initiierten Treffen teilnehmen können.

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In Brüssel dürfte mancher angesichts dieser öffentlichen Demütigung Orbans große Genugtuung empfinden. Denn bei dem Gipfel soll es am kommenden Donnerstag und Freitag um den Kampf gegen Autoritarismus und Korruption sowie das Fördern der Menschenrechte gehen. Da gilt der ungarische Ministerpräsident nicht gerade als leuchtendes Vorbild. Und irgendwie beweist der Premier mit seinem rüden und destruktiven Verhalten, dass es ganz gut ist, dass die Party ohne ihn stattfindet.