Zum Auftakt ihres 200-Jahr-Jubiläums hat es die Uni Hohenheim am Mittwoch ordentlich krachen lassen: mit Jubiläumsflagge auf der Schlosskuppel, einer Party für die Uniangehörige und einer fulminanten Lichtshow auf der Schlossfassade.

Stuttgart - Es stürmt gewaltig, als Unirektor Stephan Dabbert gemeinsam mit Studierenden am frühen Mittag droben auf der Schlosskuppel zum Fanfarenklang einer Trompete die rote Jubiläumsfahne mit der 200 aufzieht. Wer so einen Job macht, muss standfest sein und darf sich weder vor der engen Holzwendeltreppe noch vor der Falltür fürchten – nur so kommt man hoch auf die Kuppel. „Wir sind als Folge einer Klimakatastrophe gegründet worden, da macht uns das bisschen Wind und Wetter doch nichts aus“, meint Dabbert. Eine eigens von der Uni organisierte Drohne filmt das Geschehen auf der Kuppel.

 

Die Feier, die zunächst im Otto-Rettenmaier-Audimax beginnt, dem größten und schönsten Hörsaal der Uni, ist für die Uniangehörigen bestimmt – und die kommen zuhauf. Studierende, Verwaltungsangestellte, Wissenschaftler, Professoren. Auch Dabberts Vorgänger lassen sich die Sause nicht entgehen: die Expräsidenten George Turner, Wolfgang Haubold und Klaus Macharzina sowie der Altrektor Hans-Peter Liebig. Draußen im Foyer machen sich viele Studierende einen Spaß daraus, sich zu verkleiden und mit der 200 in Kindergröße Selfies zu schießen. Auch Liebig wirft sich für diesen Zweck auf dem Boden in Pose.

Rektor Dabbert erklärt, weshalb Wissenschaft kein Selbstzweck ist

Drinnen eröffnet das Blechbläserensemble der Uni die Feier mit einem eigens komponierten Jubiläumsjingle, später bietet das Bläserquintett Variationen zu Songs von Michael Jackson und den Blues Brothers. Zwischendurch erklärt Dabbert, weshalb Wissenschaft kein Selbstzweck ist. „Der Gründungsauftrag der Uni kam aus der Not heraus“, sagt er. Es sei der Auftrag, an dringenden Problemen dieser Gesellschaft mitzuwirken. „Wir machen nicht nur Grundlagenforschung, sondern gehen die Dinge auch praktisch an – das ist auch eine Verpflichtung für die Zukunft“, so Dabbert.

Es gehe in der Wissenschaft auch darum, Zusammenhänge herauszufinden. So sei der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im April 1815 zunächst eine lokale Katastrophe gewesen, mit 100 000 Toten. Aber der Ausbruch hatte auch Sekundärfolgen, die bis nach Europa reichten und insbesondere auch Württemberg trafen. Die Asche verdunkelte die Sonne, 1816 wurde zum „Jahr ohne Sommer“. Es kam zu einer verheerenden Hungersnot – und 1818 zur Gründung des Landwirtschaftlichen Instituts in Hohenheim durch Königin Catharina von Württemberg.

„Erst die Wissenschaft kam zum Schluss, dass der Vulkanausbruch mit der Wetterverschlechterung ein Jahr später zusammenhing“, erklärt Dabbert. Ursprünglich habe man Landwirtschaft gar nicht mit Naturwissenschaft in Verbindung gebracht und wilde Thesen aufgestellt.

Inzwischen geht es geordneter zu – und besser gebündelt. Auf vielen Forschungsgebieten arbeiten die drei Hohenheimer Fakultäten Agrarwissenschaften, Naturwissenschaften und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eng zusammen, etwa bei Themen wie Klimawandel, Ernährungssicherung, Bioökonomie, Big Data. Für die Zukunft, meint Dabbert, wünsche er sich noch mehr Transparenz und Kommunikation und noch ein schärferes Profil bei den Hohenheimer Themen – in der Forschung, aber auch in der Lehre. Und, natürlich einen Ausbau der Digitalisierung.

Stimmungsvoll wird es bei Einbruch der Dunkelheit im Schloss-Innenhof

Bei der Party lässt man es lieber live krachen. Viele Lacher und jede Menge Applaus erhält die Theatergruppe für ihre Sketche. Und natürlich schlagen später alle beim Büffet im Foyer zu, das das Studierendenwerk gestiftet hat. Stimmungsvoll wird es, als sich das Partyvolk mit Einbruch der Dunkelheit, geleitet von einem LED-Lämpchenband, in den Innenhof des Schlosses begibt – zu einer Lightshow auf der Schlossfassade. Eine fulminante Diashow in XXL, ein Farbspektakel, das die Geschichte der Uni nachzeichnet, unterlegt mit wummernden Bässen, dramatischen Streichern und Geräuschen von Wasser oder Sägen. Dazu setzt Schneefall ein, es duftet nach Glühwein. „Toll“, sagen Martina Rabe und Brigitte Güney, Sekretärinnen im VWL-Institut.