An der Uni Hohenheim ist das Exzellenz-Thema noch nicht ausgeträumt. Mit der Gründung eines Computational Science Lab und informatikbasierten Professuren möchte die Hochschule ihr Forschungsprofil ausbauen – und wagt ein neues Organisationsmodell.

Stuttgart - An der Uni Hohenheim ist das Exzellenz-Thema noch nicht ausgeträumt. Mit der Gründung eines Computational Science Lab, dem Ausbau ihres Forschungsprofils und der Einrichtung von informatikbasierten Professuren nimmt die Hochschule Anlauf für die nächste Runde im bundesweiten Wettbewerb der Exzellenzstrategie. Das Ziel steht unübersehbar in der frisch gedruckten Broschüre: „Wo wir hinwollen: Beteiligung an zwei Clustern in der nächsten Exzellenzstrategie-Runde“.

 

Die Broschüre riecht leicht nach Wiese. Kein Wunder: Die Seiten bestehen halb aus Gras, halb aus Holz, gedruckt wurde mit Ökofarben – so stellt die Uni ihre Strategie bis 2022 vor. „Die Verpackung repräsentiert ein stückweit auch, wo wir hinwollen“, sagt Unirektor Stephan Dabbert.

Die Schwerpunktthemen sind Bioökonomie und digitale Transformation. „Wir wollen eine europäische Bioökonomie-Universität einrichten“, sagt Dabbert. Gemeint sei ein Netzwerk von Unis aus ganz Europa zu diesem Thema. Die Hohenheimer können hierzu ein eigenes Forschungszentrum bieten, in dem Wissenschaftler aus allen drei Fakultäten – Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Agrarwissenschaften, Naturwissenschaften – gemeinsame Projekte stemmen. Auch ein englischsprachiger Masterstudiengang zur Bioökonomie wurde eingerichtet. Weiteres Ziel: es geht um eine Neuentwicklung und Bewertung der gesamten biobasierten Wertschöpfungsnetze aus den Bereichen Lebensmittel, biobasierte Materiealien und integrierte Bioenergie. Dabei spannt sich der Bogen von der Pflanzen- und Tierproduktion bis zu den notwendigen Veränderungsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft. Und digitale Transformation? „Können die das in Hohenheim überhaupt?“, habe sich wohl mancher gefragt, so Dabbert. Auch die Hohenheimer selber. Tatsächlich arbeite man bereits in vielen Bereichen mit großen Datenmengen, etwa bei den Forschungen zum Klimawandel, zur Landwirtschaft und zur globalen Ernährungssicherung.

Als Querschnittsthema soll die digitale Transformation in Hohenheim künftig mehr Gewicht erhalten – auch durch die Einrichtung neuer Professuren. „Wir bauen die Wirtschaftsinformatik aus und integrieren sie in unsere Fächer: in die Agrar-, Ernährungs- und Naturwissenschaften. In Vorbereitung seien Professuren für Wirtschaftsmathematik und Datenwissenschaft, für Agrarinformatik, Bioinformatik, Lebensmittelinformatik sowie künstliche Intelligenz in der Agrartechnik. Dabei handele es sich zum Teil um neue, zum Teil aber auch um umgewidmete Professuren.

„Können die das in Hohenheim überhaupt?“

Aber auch durch neue Strukturen will die Uni Hohenheim wettbewerbsfähiger werden. Dies soll unter anderem durch die Einrichtung eines Computational Science Lab in der Steckfeldstraße geschehen. Konkret bedeute dies, dass rund ein Dutzend Forscher sowie 60 Mitarbeiter aus allen drei Fakultäten in diesem Labor arbeiten. „Das Konzept ist, die räumlich zusammenzubringen“, erklärt Dabbert. Die Professoren hätten dies selber vorgeschlagen. „Dann reden plötzlich Leute miteinander, die nie miteinander geredet haben.“ Davon verspricht sich Dabbert auch neue Impulse für gemeinsame Forschungsvorhaben. „Es ist ein Großexperiment“, meint Dabbert – „ein neues Organisationsmodell für unsere Verbünde“. Davon könnten auch die Doktoranden profitieren. Zudem solle ein Teil des Rechenzentrums dort einziehen. Und Lehrveranstaltungen am Computer seien dort ebenso vorgesehen. Start sei im Frühjahr 2020 oder 2021.