Viele Studenten der Universität Stuttgart-Hohenheim sagen, dass sie generell auch krumme Gurken oder unförmige Tomaten essen würden – der Geschmack ist schließlich derselbe. Auf dem Campus soll künftig krummes Gemüse von einem Biohof aus Bonlanden angeboten werden.

Hohenheim - Krumme Gurken, unförmige Tomaten oder auch Kohl, der nicht der optischen Norm entspricht: Das könnten Studierende bald für einen günstigen Preis auf dem Campus der Universität Hohenheim kaufen. Dass unter den Studierenden Bedarf für krummes Gemüse besteht, ermittelten drei Studierende in einem interdisziplinären Projekt.

 

Ihre Ergebnisse stellte die Forschungsgruppe am Mittwochabend vor. Mit dem erzielten Resultat hätten die drei Studenten nicht gerechnet. Mehr als 1000 Personen füllten den von ihnen erstellten Fragebogen aus. In diesem gingen sie der Frage nach, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, dass Studierende das sogenannte Krummüse aus der Region kaufen würden. Überrascht waren die Forschenden auch davon, wie viele offen für das optisch anders anmutende Gemüse sind. Nur drei der mehr als 1000 befragten Studierenden gaben an, nicht interessiert zu sein. 93 Prozent sagten, sie würden eine Tüte voll mit krummem Gemüse käuflich erwerben.

Der Bonlandener Gemüsehof Hörz soll die Studenten beliefern

Das krumme Gemüse soll in Zukunft der Gemüsehof Hörz aus Bonladen liefern. Die Idee für das Projekt stammt ursprünglich aus der Feder von Hofbesitzerin Beate Hörz. „Auf einem Hof wie unserem gibt es immer Ware, die zweite Wahl ist. Mir ist es ein Anliegen, dass das eine größere Akzeptanz beim Verbraucher findet“, sagt sie.

Bisher muss der Hof Gemüse, das nicht der optischen Norm verspricht, an seine Mitarbeiter verschenken oder an Einrichtungen zu einem günstigeren Preis verkaufen. „Aber das Gemüse ist ja etwas wert!“, sagt Hörz. Da es gleich schmecke und gleich viele Vitamine enthalte wie alles andere Gemüse, könne man es ja trotzdem zu leckeren Gerichten verarbeiten. Deshalb sei es ihr ein Anliegen gewesen, daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln.

Krummes Gemüse muss billiger sein

Die Forschergruppe fand durch ihre Umfrage heraus: Eine Voraussetzung muss unbedingt erfüllt sein. Durch einen geringeren Preis sollten Anreize zum Kauf gesetzt werden. Dies bestätigte ein Student in der sich an den Vortrag anschließenden Podiumsdiskussion: „Wenn man für den gleichen Preis eine schöne statt einer krummen Karotte kaufen kann, bleibt im Supermarkt oft das krumme Gemüse übrig. Deshalb sollte man Anreize setzen, zum Beispiel, indem man es günstiger anbietet.“ Trotzdem müsse man laut Hörz bedenken, dass hinter dem Gemüse Arbeit und Aufwand stecke. Zu Dumpingpreisen können die Tüten deshalb nicht verkaufen.

Laut Christian Eichert, dem Geschäftsführer von Bioland Baden-Württemberg, liege das Problem weniger auf der politischen Ebene, sondern eher bei den Verbrauchern. Dies bestätigte auch Hörz: „Es gibt viele Verbraucher, die einen hohen optischen Anspruch an Bio-Gemüse haben.“ Eichert lobte deshalb in der Gruppendiskussion die Idee, das Krummüse auf dem Campus zum Verkauf anzubieten: „Ich würde mir wünschen, dass das Bewusstsein für Saisonalität und krummes Gemüse beim Verbraucher ankommt.“

Vermutlich gibt es Tüten in zwei Größen

Das Projekt steht jetzt in den Startlöchern. „Es ist aber noch nicht so ausgereift, dass hier morgen die Tüten bereit stehen“, sagte Hörz. Die Studierenden werden das Gemüse wahrscheinlich in Tüten mit zwei verschiedenen Größen mit dem Namen „Bodenschätze“ kaufen können. Dadurch sei der logistische Aufwand relativ gering und die Preise dementsprechend niedrig.

Dass das krumme Gemüse schmeckt, davon konnten sich die Besucher am Mittwochabend selbst überzeugen. Vor der Veranstaltung konnte sich jeder ein Messer schnappen und schnibbeln. Die studentischen Gruppen „Greening“ und „Fresh“ bereiteten daraus Suppe zu. Dass darin krummes Gemüse verarbeitet wurde, hat am Ende niemand rausgeschmeckt.