Der Fellbacher Lothar Knödler sammelt Widmungen berühmter Leute wie andere Briefmarken. Jetzt feiert das Unikum seinen 80. Geburtstag.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - - Dem früheren Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel hat er mal eine Solarmütze mit Ventilator verehrt – damit der FDP-Politiker auch im heißen Afrika kühlen Kopf bewahrt. Dem „Meisterfälscher“ Konrad Kujau hat er eine Originalausgabe der fingierten Hitler-Tagebücher abgeschwatzt – samt Widmung an den „lieben Lothar“. Und vom früheren Radprofi Jan Ullrich hat er ebenso ein Trikot im Heiligtum hängen wie vom einstigen Bundesligakicker Fredi Bobic – handsigniert, versteht sich.

 

Lothar Knödler kennt keine Berührungsängste

Denn Lothar Knödler kennt bei den Großen der Welt keine Berührungsängste: Er hat mit Prinz Louis Ferdinand von Preußen parliert, sich mit der halben Kennedy-Sippe unterhalten und dem VfB Stuttgart den Gerhard Mayer-Vorfelder als Präsidenten untergejubelt. Naja, zumindest hat er dem „Kumpel“ weiland den Kontakt zu den Roten vermittelt. Obwohl er selbst ja ein Blauer ist. Ein Kickers-Urgestein mit Leib und Seele. In jungen Jahren hat er als begeisterter Leichtathlet jede Menge Meisterwimpel erobert. Er erhielt die Ehrenmitgliedschaft beim SV Fellbach und Stadionverbot, als er nach Degerloch wechselte. Und er organisierte den internationalen Volkslauf in Stuttgart, mit 7000 Teil-nehmern und unter Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Hans Filbinger.

Um das alles zu erzählen, genügen Lothar Knödler etwa zehn Minuten – und es ist noch nicht mal erwähnt, dass sein Vater den Wäschestampfer erfunden hat und er selbst vom VW-Konzern weiland die „Goldene Gildennadel für heraus-ragende Verkaufserfolge“ erhielt. Schwätzen kann er halt, der Lothar Knödler. „Und jetzt kommt der Hammer!“, sagt er nach etwa jedem dritten Satz, um das nächste Exponat in seinem Kuriositäten-Kabinett gebührend anzukündigen.

Für das afrikanische Buschmesser gibt es ein Echtheitszertifikat

„Was für ein Spruchbeutel“ denkt vermutlich jeder, der es mit dem passionierten Pfeifenraucher zu tun bekommt. Doch Lothar Knödler erzählt nicht irgendwas, er kann seine Anekdoten auch belegen. Hier das Echtheitszertifikat für die afrikanischen Buschmesser, da die am 29. 12. 1987 von der Stadt Fellbach abgestempelte Bescheinigung, dass er beim Autofahren keinen Sicherheitsgurt anlegen muss. „Sie brauchen nur ein Attest über ihre Beklemmungsgefühle vorlegen, schon hat sich das“, sagt Lothar Knödler. 150 Leitz-Ordner füllen die Dokumente und Beweise inzwischen, einsortiert in einem gigantischen Bauernschrank. Weshalb Knödler nicht längst eine Autobiografie über seine drei Berufe, die Zeit als Schatzmeister im Pudelclub Baden-Württemberg und als Vizechef im Fellbacher Freundeskreis Gape Kpodzi verfasst hat? „Keine Zeit“, lautet die Antwort des Manns, der die Widmungen berühmter Leute sammelt wie andere Briefmarken. Knödler hat genug zu tun, in einer früheren Bankfiliale im Fellbacher Lindle sein Privatmuseum einzurichten – mit Modell-Autos, Heilsteinen, einem Strahlungsmess-gerät, ein paar Gartenzwerg-Nackedeis und der kleinen, aber feinen Buschmesser-Sammlung.

Übrigens: An diesem Dienstag feiert Lothar Knödler seinen 80. Geburtstag, zeitgleich mit der Zwillingsschwester Doris. Und er würde sich sicher freuen, wenn jemand vorbeischaut, um die an-gehäuften Schätze zu bewundern – und sich ein wenig mit einem Fellbacher Unikum zu unterhalten.