Markus Söder lobt die Nord- und Ostsee – als Urlaubsort. Aber auch sonst weite er den Horizont über Bayern hinaus, die CSU räumt Altlasten ab. Läuft sich da jemand warm für die Kanzlerkandidatur?

München - Markus Söder hat seinen Horizont erweitert. „Nord- und Ostsee haben mich schon immer interessiert“, sagte er der „Welt am Sonntag“, und das ließ aufhorchen. Normalerweise sagt der CSU-Chef ja: „Mein Platz ist in Bayern.“ Natürlich sollte man die Ebenen nicht vermengen: Das erste war die Antwort auf die Frage nach einem möglichen Ziel für Söders Sommerurlaub, das zweite ist seine Standard-Antwort auf die Frage nach einer Kanzlerkandidatur.

 

Aber es fällt schon auf, wie Söder seine Kreise immer weiter zieht. An Berlin, wo er beruflich viel häufiger ist, als er sich das je hätte vorstellen wollen, hat er Gefallen gefunden; zur Bundeskanzlerin hält er unverbrüchliche Nähe. Die Anspielung auf Nord- und Ostsee kann auch als Reverenz an die Norddeutsche Angela Merkel verstanden werden – und schon zum zweiten Mal ließ Söder in diesem Zusammenhang den Westen weg: Nordrhein-Westfalen, das Land von Armin Laschet und Friedrich Merz als seinen Konkurrenten bei einer möglichen Kanzlerkandidatur.

Das zupackende Corona-Management hilft Söder

Es fällt auch auf, wie CSU-Generalsekretär Markus Blume mögliche Altlasten vom eigenen Hof kehrt: Er gesteht Fehler ein. Lange war die CSU – auch und gerade in Gestalt von Söder – den Slogans der AfD hinterher gelaufen. Heute sagt Blume: „Wir haben alles versucht. Erfolgreich war erst der harte Abgrenzungskurs.“ Das sei die Lektion aus dem Landtagswahlkampf 2018: „Du musst auf der hellen Seite stehen, brauchst einen klaren Kurs der bürgerlichen Mitte. Vor allem: Du kannst ein Stinktier nicht überstinken.“

Erst sechs Wochen vor der Wahl im Herbst 2018 hatte Söder die Abgrenzung zur AfD vorgenommen, nun spricht Markus Blume von einer „Lernkurve“. Durch sein Corona-Management genießt Markus Söder jedenfalls aktuell einen Beliebtheitswert von 90 Prozent, so viel wie kein anderer Ministerpräsident zuvor. Gut, auch Blume wiederholt auf der Frage nach einer Kanzlerkandidatur den Satz: „Markus Söders Platz ist in Bayern.“ Und Söder selbst will seinen Sommerurlaub „natürlich in Bayern“ verbringen. Aber es kommt Bewegung in die Sache.