In der CDU liebäugelt man mit Legalisierungsmodellprojekten,in der CSU plädiert mancher für ein Alkoholverkaufsverbot ab 22 Uhr.

Berlin - Die Möglichkeit einer Legalisierung von Cannabis durch eine kommende Ampelkoalition hat kontroverse Diskussionen ausgelöst. Auch innerhalb der Union beginnt eine lebhafte Diskussion.

 

Erwin Rüddel, der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags in der aktuellen Wahlperiode, hat sich im Gespräch mit unserer Zeitung für einen Modellversuch zur kontrollierten Abgabe von Cannabis ausgesprochen. „Ich fordere schon seit Längerem die Durchführung eines Modellprojektes“, sagte er. Dies wäre „ein ergebnisoffener Einstieg in das Thema“. Nach einer entsprechenden Evaluation „können dann weitere Schritte folgen“. Rüddel verweist auf die Erfahrung in Uruguay, die sich der Gesundheitsausschuss angesehen hatte. Dort erfolge der Zugang „entweder über den Kauf in der Apotheke oder den eigenem Anbau von maximal fünf Pflanzen aus einem staatlich regulierten Genpool“.

Apotheken stünden bereit

In der Apothekerschaft hat das Nachdenken über die kontrollierte Abgabe begonnen. „Eine Umsetzung der sich derzeit in der politischen Diskussion befindlichen Überlegungen zur Cannabisabgabe in Apotheken liegt nicht außerhalb unserer Vorstellungswelt“, sagte die Präsidentin des Landesapothekerverbandes, Tatjana Zambo, unserer Zeitung. „ Wenn es politisch und gesellschaftlich gewollt ist, dann sehen wir die Apotheke als den verlässlichen Ort, an dem entsprechende Kontrollen und Beratungsleistungen erbracht werden können“, sagte Zambo. Allerdings stellten sich noch viele schwierige Fragen. Es müssten klare Konzepte „zu den Beschaffungs-, Kontroll- und Abgabemodalitäten“ entwickelt werden. Eine generelle Legalisierung von Cannabis würden einer Umfrage zufolge 30 Prozent der Bürgerinnen und Bürger befürworten.

„Das führt ins Uferlose“

Die CSU will die neue Beweglichkeit der CDU in der Cannabisfrage nicht mitmachen. „Die ganzen Debatten, welche Droge man als nächstes legalisieren kann, gehen alle in die falsche Richtung. Wir müssen vielmehr darüber reden, wie wir den Konsum bereits legaler Drogen reduzieren, statt darüber, noch mehr Drogen in Umlauf zu bringen“, sagte der Bundestagsabgeordnete und CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger unserer Zeitung. „Warum soll denn Koks illegal sein und Cannabis nicht? Dann kommen vielleicht Debatten über bestimmte Pilze. Das führt ins Uferlose.“

Pilsinger möchte auch eine strengere Regelung beim Alkohol. „Ich möchte, dass wir die bereits bestehende bayerische Regelung des eingeschränkten Verkaufs von Alkohol ab 20 Uhr bundesweit in verschärfter Form übernehmen. Ich bin dafür, den Verkauf von brandweinhaltigen alkoholischen Getränken, also Schnaps, Wodka und andere harte Alkoholika, ab 22 Uhr ganz zu untersagen.“