Der Polizei ist ein Schlag gegen die United Tribuns gelungen. Stuttgarter Ermittler verhinderten eine Erpressung in der Clubszene. Die Reutlinger Polizei nahm ein führendes Mitglied der rockerähnlichen Straßengang fest.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Es kann einem Angst und Bange werden, wenn man auf das Waffenarsenal blickt, das die Stuttgarter Polizei am Freitag präsentiert hat – und die gefährlichste Waffe, eine scharfe Pistole, ist noch gar nicht dabei. Die Ermittler fanden die Waffen bei einem 27 Jahre alten Mitglied der rockerähnlichen Straßengang United Tribuns. Der Mann aus Kernen (Rems-Murr-Kreis) soll mit drei Komplizen geplant haben, einen Club an der Stuttgarter Partymeile zu erpressen. Ihr Ziel: „Sie wollten den Einlasskontrolldienst übernehmen“, sagt Kriminalrat Andreas Taube, der die Ermittlungen leitet. So beängstigend die Waffenfunde auch sind: die Polizei ist dennoch zufrieden. Schließlich sei die Tat verhindert worden. Außerdem ging Beamten des Reutlinger Präsidiums einer der führenden Köpfe der Tribuns ins Netz. Er sitzt nun in Untersuchungshaft.

 

Die Stuttgarter Polizei hat wegen des Verdachts der räuberischen Erpressung die Wohnungen und Autos von vier Männern im Alter von 25, 27, 32 und 33 Jahren durchsucht. Sie fanden bei dem 27-Jährigen Waffen, darunter auch die scharfe Pistole. Der Mann besaß zudem zahlreiche Insignien der Black Jackets, zu denen er früher einmal gehört haben soll. Die anderen Verdächtigen kommen aus Remseck (Kreis Ludwigsburg) und Hüttlingen bei Aalen. Ihre kriminellen Machenschaften konzentrierten sich aber auf den Stuttgarter Großraum. Neben den Waffen und den Kutten fand die Polizei bei den Männern auch Anabolika und Steroide. Die Polizei rechnen alle vier dem Chapter Stuttgart der Gang United Tribuns zu.

Führender Kopf der United Tribuns verhaftet

Damit noch nicht genug: auch das Reutlinger Polizeipräsidium meldete am Freitag einen Erfolg, und es besteht ein direkter Zusammenhang. Denn mit den Reutlinger Ermittlungen kamen auch die Nachforschungen nach den Machenschaften der Stuttgarter in Gang. In Fellbach (Rems-Murr-Kreis) wurde am Donnerstag ein 26 Jahre alter Mann festgenommen, der zur Führungsriege der United Tribuns zählen soll. Im aktuellen Reutlinger Fall werfen die Ermittler ihm und drei 31, 32 und 34 Jahre alten Männern vor, mit Rauschgift gehandelt zu haben. Bei dem 26-Jährigen aus Fellbach fand man 60 Gramm Kokain, das reichte für einen Haftbefehl gegen den polizeibekannten Mann.

Am Anfang des großen Schlags gegen die United Tribuns standen Ermittlungen des Polizeipräsidiums Reutlingen. Die Kripo hatte den Verdacht, dass die Tatverdächtigen Falschgeld beschaffen wollten. „Das hat sich aber nicht bestätigt“, so ein Polizeisprecher. Aber es kam ans Licht, dass offenbar United Tribuns zu Gange waren und mit Drogen und Steroiden handelten. Die Ermittler machten ihre Kollegen in Stuttgart auf die Umtriebe anderer Gangmitglieder aufmerksam. So begannen die Ermittlungen in dem geplanten Erpressungsfall.

Zwar habe die Polizei immer einen Blick auf die United Tribuns und andere Gangs, die in der Stadt und der Umgebung um die Vormacht kämpfen – zuletzt im März mit einem gegen die „Stuttgarter Kurden“ gerichteten Aufmarsch im Stuttgarter Westen, den die Polizei stoppte. „Aber was wir jetzt gefunden haben bei den Durchsuchungen, das hat uns dann doch erstaunt“, sagt Taube, der das Referat für Banden- und organisierte Kriminalität leitet. Vor allem die Waffen – erst recht die scharfe Pistole – hätten die Beamten aufmerken lassen. Noch erstaunter als die Polizei dürfte der Clubbesitzer sein, dem die Erpressung gegolten hätte: „Er wusste davon wohl nichts“, sagt Taube. Die Beweislage sei so eindeutig gewesen, dass es für Durchsuchungsbeschlüsse reichte, mit denen die Polizei am Donnerstag zu den Männern ging. Von der Auswertung der nun beschlagnahmten Gegenstände, darunter Handys, erhoffe man sich weitere Details.

In Stuttgart gibt es laut Polizei keine Türsteherbanden

Die Polizei findet es alarmierend, dass die United Tribuns in der Partyszene mitmischen wollten: „In dieser Massivität hatten wir das schon lange nicht mehr.“ Jedoch bestehe kein Grund, sich vor kriminellen Organisationen an den Türen der Clubs in der Stadt zu fürchten. „Mit der Durchsuchung haben wir ja gezeigt, dass wir wissen, was in der Stadt los ist und rechtzeitig eingreifen können“, sagt der Dezernatsleiter Taube. In Stuttgart gebe es nach wie vor „keine marodierenden Türsteherbanden“.

Die United Tribuns haben ihre Wurzeln in Villingen-Schwenningen. Sie verstehen sich als Vereinigung von Bodybuildern und Kampfsportlern. Sie liefern sich immer wieder Machtkämpfe mit anderen Straßengangs oder Hells Angels.