Frühjahrsputz ist momentan in vielen Kommunen der Landkreise Böblingen und Ludwigsburg angesagt. In Gerlingen gab’s die erste städtische Aktion. Dabei nimmt der illegal entsorgte Abfall jährlich zu.

Frühjahrsputz – das ist aktuell nicht nur in den eigenen vier Wänden angesagt: In Ditzingen, Weil der Stadt und Renningen wurden am Wochenende die Stadtgebiete unter die Lupe genommen. Und in Gerlingen waren etwa 190 Menschen dem Aufruf der Stadt gefolgt, an der Reinigungsaktion teilzunehmen, die unter dem Motto „Gerlingen räumt auf – Mach mit bei der Frühjahrsputzete!“ stand.

 

Nicht nur Bürgermeister Dirk Oestringer nahm die Zange in die Hand und sammelte wilden Müll und Unrat, der achtlos weggeworfen wurde. Vereinzelt waren Vertreter von Vereinen und des Gemeinderats beteiligt. Ein Großteil der Helfer kam jedoch aus der Bürgerschaft, besonders viele Familien mit Kindern haben die Putzete unterstützt und auch etwa 40 Geflüchtete aus der Ukraine. „Als Dank für die Hilfe, welche sie aus der Stadtgesellschaft erfahren durften, war es ihnen ein wichtiges Anliegen, den Gerlingern etwas zurückzugeben“, sagt die Pressesprecherin Sofie Neumann.

Das Bewusstsein stärken

In den vergangenen Jahren gab es immer mal wieder kleine Aktionen von Gerlinger Vereinen. „Da der Umwelt- und Klimaschutz eine immer wichtigere Rolle einnimmt, möchten wir nun als Stadt mit dieser Gemeinschaftsaktion das Bewusstsein hierfür stärken, uns gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern für ein sauberes Gerlingen einsetzen und einen Beitrag für unsere Umwelt leisten“, so Neumann. Zusammengekommen an diesem Tag seien etwa sieben Kubikmeter – was in etwa der Inhalt von sieben großen Müllcontainern entspreche. „Sofern der illegal entsorgte Müll auf den Verursacher hinweist, wird dies von unserem Ordnungsamt weiterverfolgt“, sagt die Pressesprecherin.

In den vergangenen Jahren habe sich, besonders während der Coronapandemie und der damit einhergehenden Verlagerung der Treffen nach draußen, das Müllaufkommen in Gerlingen erhöht. „Besonders an den Orten, wo sich Menschen treffen, gibt es mehr Müll“, sagt Sofie Neumann. Um diesem entgegenzuwirken, habe der Stadtmarketingverein „Mein Gerlingen“ gemeinsam mit den Gerlinger Gastronomen im September 2022 ein einheitliches Mehrwegsystem in der Stadt eingeführt.

Mehr wilder Müll in den Corona-Jahren

Die illegalen Abfallablagerungen im Landkreis Ludwigsburg seien in den vergangenen Jahren in etwa gleich hoch. „In den beiden Coronajahren haben wir jedoch einen leichten Anstieg festgestellt“, sagt auch Frank Wittmer vom Landratsamt Ludwigsburg. Im Landkreis Ludwigsburg sei geregelt, dass bei illegalen Abfallablagerungen die Kommunen alle Abfälle bis zu einer Menge von fünf Kubikmetern ohne Verursacherhinweise und auf öffentlicher Fläche einsammeln und diese über die Abfallverwertungsgesellschaft (AVL) des Landkreises entsorgen. Ab einer Menge von fünf Kubikmetern werde von der AVL ein Fremdunternehmen mit der Entsorgung beauftragt. Im Jahr 2022 wurden im Landkreis Ludwigsburg insgesamt 373 Tonnen wilder Müll entsorgt.

Der größte Anteil (221 Tonnen) entfiel auf gemischte Siedlungsabfälle (insbesondere Rest- und Restsperrmüll). Weitere Hauptfraktionen sind Bauschutt (100) und Altreifen (37). Geringere Anteile entfielen auf Schadstoffe (6) und gefährliche Abfälle (vier Tonnen Asbest und künstliche Mineralfaser). „Für die illegale Müllentsorgung werden bevorzugt nicht einsehbare Gebiete genutzt, die gut mit Fahrzeugen erreichbar sind, wie Häckselplätze, Feldwege, Waldparkplätze“, sagt Wittmer. Zu skurrilen Funden zählt er Grabsteine, Prothesen oder auch Liebesbriefe.

Ein großes Übel in den Landkreisen

Auf die Straße geworfener Müll in Innenstädten, Hausmüllentsorgung über öffentliche Abfallbehälter, wilder Müll auf Freizeitgeländen, an Straßenböschungen oder auf Waldparkplätzen – auch im Landkreis Böblingen sei das ein großes Übel und ein Ärgernis für alle, sagt Benjamin Lutsch, Pressesprecher beim Landratsamt Böblingen. Beim Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) schlage der illegal abgelagerte Müll vor allem an den Containerstandorten und auf den Häckselplätzen auf. Die insgesamt erfassten Mengen haben sich von 2012 bis 2021 von 334 auf 666 Tonnen verdoppelt – das entspricht beispielsweise einer 600 Meter langen Schlange voller Müllfahrzeuge. „Diese gewaltige Müllmenge verursacht erhebliche Entsorgungskosten – im Jahr 2021 waren das eine halbe Million Euro, die letztlich die Allgemeinheit über die Müllgebühren tragen muss“, sagt Benjamin Lutsch.

Um dem entgegenzuwirken, hatte der AWB im vergangenen Jahr mit sechs Kommunen im Landkreis die Sensibilisierungskampagne „Wilder Müll kann nix“ gestartet. „Das Thema wurde damit einmal mehr in der Öffentlichkeit wahrgenommen, und das ist uns wichtig“, sagt Martin Wuttke, erster Werkleiter des AWB.

In Leonberg-Eltingen sind am Samstag, 1. April, alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, an der Aktion „Kutterschaufel“ mitzumachen. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Steinesel auf dem Kirchplatz. Die Putzete dauert bis 12 Uhr.