Die jüngsten Unruhen im Iran schienen relativ glimpflich abzulaufen. Doch jetzt gibt es Berichte über Tote und Verhaftungen. Die Behörden reden die Kundgebungen klein. In sozialen Medien sieht es nach mehr aus.

Teheran - Bei den jüngsten Unruhen im Iran hat es den ersten Todesfall gegeben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars am Samstag, kam ein Demonstrant in Karadsch westlich der Hauptstadt Teheran ums Leben. Auf ihn sei am Freitagabend aus einem fahrenden Auto heraus geschossen worden. Ein Anlass der Kundgebungen ist die Wirtschaftskrise, die durch die angekündigten US-Sanktionen gegen den Iran verstärkt wird.

 

Der Schütze sei weder ein Polizist noch ein Sicherheitsbeamter gewesen, hieß es. Die Behörden bestätigten den Fars-Bericht zunächst nicht. Über den getöteten Demonstranten gab es keine Informationen.

Mehrere Demonstranten wurden verhaftet

Die gut vernetzte Agentur Fars berichtete weiter, dass in Karadsch und Umgebung mindestens 20 Demonstranten verhaftet worden seien. Die Kundgebungen seien diesmal mehr von Frauen als von Männern angeführt worden.

Am Vormittag hatte es Berichte gegeben, dass rund 500 Regimegegner eine Koranschule in der Nähe der Hauptstadt Teheran angegriffen hätten. Sie hätten die Schule verwüsten wollen und „sehr schlimme Slogans“ gegen den Iran skandiert, berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim am Samstag unter Berufung auf den Schuldirektor Ali Hendiani.

Demnach konnten die Kleriker die Türen rechtzeitig verbarrikadieren. Es habe keine Verletzten, aber Schäden am Gebäude gegeben. Die Polizei habe einige Angreifer festgenommen. Der Vorfall ereignete sich in der Koranschule Amir-Al-Momenin in der Kleinstadt Ischthtahard.

Unruhen wegen akuter Wirtschaftskrise

Wegen der akuten Wirtschaftskrise kommt es Berichten zufolge seit einigen Tagen in iranischen Städten zu Unruhen. Nach den Protesten zur Jahreswende und im Juni ist dies bereits die dritte Protestwelle. Sie richtet sich nicht nur gegen die Wirtschaftspolitik, sondern teilweise auch gegen den regierenden Klerus.

Das Innenministerium bestätigte Berichte in sozialen Netzwerken über die Unruhen, sprach aber von kleineren Versammlungen. Auf Bildern und Videos sind auch heftige Zusammenstöße von Hunderten Demonstranten mit Ordnungskräften zu sehen. Eine unabhängige Überprüfung von Datum, Ort und Herkunft der Internetberichte ist jedoch nicht möglich.