„Wir werden unsere Probleme nur gemeinsam lösen können, deshalb müssen wir den Dialog suchen und die Einheit der Ukraine bewahren“, betonte Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk, der am Sonntag nach Odessa gereist war. „Die jüngsten Entwicklungen in Odessa sind nicht nur für die Stadt, sondern für die gesamte Ukraine eine Tragödie“, sagte der Regierungschef. Diese seien von prorussischen Demonstranten „wesentlich provoziert“ worden. „Wir werden alle Anstifter und alle Organisatoren finden“, sagte er. „Dutzende Tote sind das Resultat eines gut vorbereiteten und organisierten Angriffs auf das Volk, auf die Ukraine und auf Odessa.“ Jazenjuk befand auch, dass die örtliche Polizei viel früher hätte einschreiten müssen. Deren Führungsriege wurde am Wochenende entlassen. Warum sich die Sicherheitsorgane derart passiv verhalten haben, müsse aufgeklärt werden, forderte Jazenjuk.An dem Versuch, das Polizeigebäude in Odessa am Sonntagnachmittag zu stürmen, sollen etwa 150 Menschen beteiligt gewesen sein. Offenbar wollten sie auch die Befragung einiger Polizisten verhindern, die am Freitag tatenlos zugesehen hatten, wie das Gewerkschaftshaus angezündet wurde. Am späten Abend wurden die Zufahrten zur Polizei von Demonstranten blockiert, immer mehr Menschen kamen zusammen, die Stimmung war explosiv. Als ein Polizist, der am Freitag nicht eingegriffen hatte, freigelassen wurde, brachen die Menschen vor der Polizeistation in Jubel aus, trugen den Mann auf Schultern davon. Auf dem Platz vor dem ausgebrannten Gewerkschaftshaus kam es erneut zu schweren Auseinandersetzungen. Einige Männer hatten eine russische Fahne an das Gebäude angebracht, proukrainische Protestler wollten die Flagge entfernen. Dabei wurden mehrere Menschen teilweise schwer verletzt.

 

Der Sturm auf das Polizeigebäude in Odessa

Trotz oder gerade wegen der unsicheren Lage werben die Präsidentschaftskandidaten darum, den Wahltermin am 25. Mai auf keinen Fall infrage zu stellen. „Putin will uns alle verunsichern, er will keine freien und fairen Wahlen in der Ukraine“, sagte die frühere ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Auch Petro Poroschenko rief seine Anhänger im westukrainischen Czernowitz zur Einigkeit auf: „Lasst uns zusammenhalten, Demokraten müssen nun Farbe bekennen.“ Ein weiterer Kandidat, der frühere Verteidigungsminister Anatoli Gritsenko ließ sich in Camouflage und mit Sturmgewehr ablichten und forderte: „Stoppt Putin, er plant einen Krieg gegen die gesamte zivilisierte Welt, das werden wir nicht zulassen.“