In der Adventszeit öffnen Unternehmer gern den Geldbeutel für den guten Zweck. Doch was, wenn es wirtschaftlich stockt? Jörg Hutzel aus Steinenbronn gibt ehrliche Antworten auf diese Frage.

Steinenbronn - Mit wehenden Fahnen kommt Jörg Hutzel ins Büro – 20 Minuten zu spät. Ein Kundengespräch. „Jetzt vor Weihnachten drängen sich die Termine“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Handling-Tech in Steinenbronn. Aber Kundentermine sind gut. Sie bringen Geld. Handling-Tech produziert Automationssysteme für die Maschinenbauindustrie. Zur Hutzel-Technics-Gruppe gehören zwei weitere Sparten: Dreh- und Medizintechnik. Der Ursprung allen Schaffens liegt in Möhringen. Dort gründete Jörg Hutzels Opa 1948 eine Firma für Präzisionsdrehteile in einer Garage. Heute hat die Gruppe Niederlassungen in Sachsen, Tschechien, in der Türkei und Mexiko.

 

Jörg Hutzel sitzt in einem weißen Ledersessel und schaut auf eine schmale Vitrine mit Miniatur-Fahrzeugen. Der 51-Jährige ist Autofan, wechselt privat zwischen den zwei Stuttgarter Marken, wie er sagt. „Autos, da kommen wir her“, sagt er. Er stockt kurz. „Das gereicht mir aktuell nicht zum Vorteil.“ Die Automobilbranche ist massiv unter Druck, der Verbrennungsmotor ist auf dem absteigenden Ast, und mit ihm Zulieferer und Hersteller in dem Bereich. Hinzu kommen Brexit und US-Zölle. „Wenn keine Maschinen beschafft werden, haben wir ein Problem“, stellt Jörg Hutzel klar.

Sollten sie sich lieber eine neue Sparte suchen?

Es gebe Monate, da stehe dieser Tage nur halb so viel in den Auftragsbüchern. Er spricht von unruhigen Zeiten. Fortbewegung werde es zwar immer geben. „Aber es braucht andere Teile. Meine Kunden müssen umstellen, und ich hoffe, dass sie uns wieder zur Automation befragen werden.“ Eine neue Sparte suchen, das haben Jörg Hutzel und sein Bruder Jochen, die an der Spitze der Unternehmensgruppe sitzen, schon einmal durchexerziert. Um unabhängiger vom Automobilzweig zu werden, positionierte man sich im Jahr 2009 – damals gab es die letzte Krise – mit Human-Tech in der Medizintechnik.

Viele wollen an Jörg Hutzels Geld, „ja, ganz einfach“, bestätigt er, und manche lässt er teilhaben. Seit Jahren unterstützt er den Verein Freunde der Kinder von Tschernobyl Württemberg. Als sich die Nuklearkatastrophe 1986 ereignete, war er im Gymnasium, „das war ein brutales Thema. Mich hat das belastet“. Schon damals habe er sein Taschengeld gespendet, und als Firmenchef habe er vor einigen Jahren beschlossen, in der Weihnachtszeit nicht mehr im großen Stil Kundengeschenke zu verschicken, „die dann in einer Tombola landen“, sondern dem Verein lieber Geld zu überweisen. Eine satte fünfstellige Summe sei so bereits zusammengekommen, teilt der Verein mit. „Schon mein Papa hat den Hang gehabt, andere zu unterstützen, die Tradition führe ich fort“, sagt der Chef.

Geld gegen Präsenz

Jörg Hutzel macht sich überdies im Sponsoring stark. „Sport ist für uns ein ganz wichtiges Ding“, sagt er über sich, seine Frau und die beiden Söhne im Alter von 18 und 20. „Wir sind eine Handballerfamilie“, deswegen engagiere er sich für den TVB Stuttgart und die Kickers, außerdem unterstützt Handling-Tech den Nordischen Kombinierer Manuel Faißt. Jörg Hutzel fährt selbst Ski, dennoch spricht er von einem Zufall. Der Werbeetat sei seinerzeit noch nicht ausgeschöpft gewesen, „da haben wir gesagt: Mensch, das machen wir. Dann kommen wir im Fernsehen“. Geld gegen Präsenz. Reinbuttern wolle er trotzdem nicht überall. „Ich muss Freude daran haben. Ich möchte mitmachen und hingehen, nur Kohle geben, ist zu wenig.“

Wenn es ihm gut gehe, wolle er teilen, betont Jörg Hutzel. Der Maschinenbauer sagt aber auch: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten müsse man das Engagement „korrigieren“. Die Firma Hutzel Dreh-Tech hat Kurzarbeit angemeldet, auch bei Handling-Tech drohe sie. Die Spende an den Tschernobyl-Verein sei in diesem Jahr geringer ausgefallen. Perspektivisch sagt er: „Vielleicht müssen wir auch Dinge von der Liste streichen.“