An den Stuttgarter Grund- und Sonderschulen muss schon zu Beginn des neuen Schuljahrs improvisiert werden: 14 Lehrerstellen konnten nicht besetzt werden, die komplette Krankheitsreserve ist bereits verplant – und die ersten Krankmeldungen liegen vor.

Stuttgart - Im neuen Schuljahr werden an den öffentlichen Grund-, Werkreal- Real- und Gemeinschaftsschulen in Stuttgart zwar 158 neue Lehrer eingestellt. Allerdings sind das 45 weniger als vor einem Jahr. Und 14 Pädagogenstellen konnten bisher gar nicht besetzt werden. Die Unterrichtsversorgung sei „auf Kante genäht – unsere komplette Krankheitsreserve ist bereits voll eingesetzt“, räumte die Leiterin des Staatlichen Schulamts, Ulrike Brittinger, am Donnerstag vor der Presse ein. Der Mangel treffe vor allem die Grundschulen und ganz besonders die Sonderpädagogischen Bildungszentren (SBBZ), also die Sonderschulen.

 

„Wir können den Pflichtunterricht mit wenigen Ausnahmen abdecken“, sagte Brittinger. Dieser habe sich durch Zusatzstunden in Mathematik und Deutsch für Klassenstufe eins und zwei bereits seit dem vergangenen Schuljahr und neuerdings auch für Klasse drei erhöht. Der Ergänzungsbereich finde kaum noch statt, werde aber an den Ganztagsschulen durch die sozialpädagogischen Partner kompensiert. Mittlerweile sind 52 der 72 Grundschulen in Stuttgart Ganztagsschulen.

Die erste Grundschule hat schon zwei Ausfälle gemeldet

Die erste Grundschule habe bereits angerufen und zwei Ausfälle gemeldet: eine Lehrerin sei schwer erkrankt, eine andere falle wegen Schwangerschaft aus. Daher sei man froh, dass zwei Gymnasiallehrkräfte, die am Gymnasium nicht unterkamen, sich bereit erklärt hätten, an der Grundschule einzusteigen. Sie würden nebenher qualifiziert und hätten die Zusicherung erhalten, dass sie danach auch übernommen werden. Am schlechtesten dran sind die Sonderschulen. „Wir haben keine einzige mit einer hundertprozentigen Versorgung“, berichtete Brittinger. Zum Teil setze man auch Pensionäre und Lehrer ohne sonderpädagogische Ausbildung ein.

Die Zahl der Vorbereitungsklassen für Kinder ohne Deutschkenntnisse sei aufgrund der rückläufigen Flüchtlingszahlen um 16 auf 102 Klassen verringert worden. Als Lehrer habe man dafür 13 Personen ohne zweite Staatsprüfung befristet eingestellt. Für manche von ihnen seien es bereits Folgeverträge – das heißt für diese allerdings, die Sommerferien werden nicht mitbezahlt. Die Forderung von OB Fritz Kuhn (Grüne), Flüchtlingskindern in den Vorbereitungsklassen genauso viel Schulstunden zu ermöglichen wie Regelschülern, hatte bereits die frühere Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) ans Kultusministerium gestellt. Dessen Antwort damals: das sei nicht finanzierbar. Inzwischen fehlten hierzu auch die Lehrer, so Schulamtsvize Matthias Kaiser.

Viele Eltern wollen ihr Kind umschulen lassen – manche sind wenig einsichtig

An den Grundschulen werden in der kommenden Woche insgesamt 4491 Erstklässler eingeschult. Das sind 77 weniger als im Vorjahr; 573 schulpflichtige Kinder wurden zurückgestellt. Ein besonderes Thema seien die Umschulungen. 761 Anträge seien gestellt worden, um das Kind in einem anderen Schulbezirk unterzubringen. Meist gehe es um Ganztags- oder Halbtagsschule, manchmal aber auch darum, wie bequem der Schulweg für das Elterntaxi sei. „Wir mussten 61 Anträge ablehnen“, so Brittinger. Als Gründe nannte sie Raum- und Personalressourcen. Dies sei den betroffenen Eltern nicht immer so leicht zu vermitteln. Es habe 29 Widersprüche gegeben und viel Überzeugungsarbeit bedurft. Auch die Kooperation zwischen den Kitas und den Grundschulen soll verbessert werden. Damit Kinder, die nicht am Wohnort betreut werden, trotzdem gut auf die Schule vorbereitet sind, plant das Schulamt, einheitliche Standards für die Kooperationen einzuführen.

Während die Zahl der Werkrealschüler weiter rückläufig ist, bleibt der Zulauf zu den Realschulen nahezu konstant – und dies, obwohl vier Realschulen zu Gemeinschaftsschulen umgewandelt worden sind. An fünf Realschulstandorten habe man wegen der Schulwechsler sogar zusätzliche Klassen bilden müssen, berichtet Brittinger. Die Schlossrealschule im Stuttgarter Westen beispielsweise bilde eine Zusatzklasse acht mit Umschülern aus der ganzen Stadt.

Neu an der Realschule: Fünftklässler können dort generell nicht mehr sitzenbleiben. Wer indes Klassenstufe sechs nicht schafft, hat in Zukunft zwei Möglichkeiten: Wer auf Realschulniveau weitermachen will, muss wiederholen, wer allerdings den Hauptschulabschluss anstrebt, darf in Klasse sieben des Grundniveaus.

Der Übergang von der Gemeinschaftsschule aufs Gymnasium wird vorbereitet

Gemeinschaftsschulen gibt es mittlerweile an acht Standorten – erstmals ist der Zulauf in Klasse fünf rückläufig. Auch die Stadt Stuttgart wolle diese Schulart stärken – nicht nur durch die nötige Infrastruktur, sondern auch durch Kooperationen mit allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien. Ziel sei ein geregelter Zugang, so Brittinger. Das habe auch Schulbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) bereits angekündigt.