Die gute Nachricht: alle Schulen im Schulamt Backnang sind arbeitsfähig, 169 neue Lehrkräfte wurden im Rems-Murr-Kreis eingestellt. Die schlechte Nachricht: die Suche konnte erst kurz vor Schulstart beendet werden. Und Reserven für Krankheitsfälle gibt es schon zu Schuljahresbeginn keine.

Backnang - Auf dem Flur des Schulamts Backnang herrscht am Montag Hochbetrieb: Aufgeteilt in kleine Gruppen werden 169 neue Lehrkräfte vereidigt. Um 11 Uhr sind Mona Kreutzer, Ebru Munz, Bianca Seger und Markus Buortesch an der Reihe. Die frisch gebackenen Lehrer starten diese Woche an der Max-Eyth-Realschule in ihr Berufsleben.

 

Für die Schule mit gutem Ruf wird sogar eine weite Anfahrt in Kauf genommen

Alle vier haben sich explizit auf Stellen an der Backnanger Schule beworben. „Ich habe nur Positives gehört und mich deswegen für die Schule entschieden, obwohl ich die Zusage einer anderen Schule hatte“, erzählt Mona Kreutzer, die Mathe, Sport und Wirtschaft studiert hat. „Ich fühle mich an der Schule gut aufgehoben, die Kollegen unterstützen mich, die Schulleitung ist toll. Deswegen nehme ich auch eine weite Anfahrt in Kauf“, sagt ihre Kollegin Bianca Seger, die die Realschule bereits von ihrem Referendariat kennt. „Schulen müssen heute attraktiv sein, denn Referendare haben eine große Auswahl“, berichtet Markus Keller, der sich um die Unterrichtsversorgung an den sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) kümmert.

Alle Schulen im Schulamtsbezirk Backnang sind arbeitsfähig

Deswegen bemüht sich das staatliche Schulamt Backnang darum, möglichst frühzeitig neue Lehrkräfte zu finden. „Es geht eigentlich schon nicht mehr darum, die richtigen Leute zu finden, sondern darum, überhaupt Leute zu bekommen“, sagt Leiterin Sabine Hagenmüller-Gehring, die am Montag ein stückweit durchatmen kann: „Alle Schulen im Schulamtsbezirk Backnang sind arbeitsfähig“, erzählt sie bei einem Pressegespräch.

Bei der Suche nach Lehrern die Finger wund gewählt

Danach habe es noch vor wenigen Wochen nicht unbedingt ausgesehen. „Aber dann findet man doch wieder jemanden, ändert doch noch ein Lehrer seine Lebensplanung und steht zur Verfügung“, sagt Sabine Fröhlich, die sich beim Schulamt um die Unterrichtsversorgung an den Grund- Werkreal- und Gemeinschaftsschulen kümmert. „Wir telefonieren uns die Finger wund“, berichtet ihr Kollege Helmut Bauer, der für die Unterrichtsversorgung an den Realschulen im Kreis verantwortlich ist.

In und um Murrhardt ist es besonders schwer, Lehrerstellen zu besetzen

Der Einsatz hat sich offensichtlich gelohnt. „Es gibt allerdings keine festinstallierte Krankheitsreserve mehr. Und 42 Lehrer mussten ganz oder zum Teil an andere Schulen abgeordnet werden, um die gleichmäßige Unterrichtsversorgung zu gewährleisten“, erläutert Sabine Hagenmüller-Gehring. Vor allem im ländlichen Raum um Murrhardt werde es immer schwieriger, Stellen zu besetzten. Gleiches gelte für Fächer wie Naturwissenschaften, aber auch Musik oder Bildende Kunst.

Im sonderpädagogischen Bereich wird ob des Mangels auf sogenannte „Nicht-Erfüller“ zurückgegriffen, die nicht die vollständige Lehrbefähigung haben. Zum Einsatz kommen beispielsweise Erzieher. Das sei aber ein Notanker: „Trotz aller Personalnot möchten wir schauen, dass wir die Qualität im System halten können“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring.

Pensionierungswelle trifft höhere Schülerzahlen

Wieso die Personalnot so groß ist? Da machen die Mitarbeiter des Schulamtes mehrere Faktoren aus. Da gibt es zum einen die Pensionierungswelle und zum anderen die Schülerzahlen, die viel höher sind als angenommen. Hinzukommen würden Veränderungen im System: „Es gibt mehr Ganztagsschulen, mehr Förderstunden an den Grundschulen oder Gemeinschaftsschulen. Da summieren sich die zusätzlichen Stunden“, zählt Sabine Fröhlich auf.

Allerdings sei der Berg mittlerweile überwunden: „Ich denke, dass es langsam wieder besser wird“, sagt Sabine Hagenmüller-Gehring. Zumal der Lehrerberuf nach wie vor attraktiv sei: „Die jungen Lehrer, die ich heute vereidigt habe, freuen sich darauf, an die Schule zu kommen.“