Wie gut die freien Künstler durch die Coronakrise kommen, hängt von ihrem Wohnort ab. Baden-Württemberg steht im Vergleich gut da.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Lange gab es nur ein Ziel: Berlin. In Zeiten von Corona stellt sich die Standortfrage auf neue Weise. Denn wie Künstlerinnen und Künstler finanziell durch die Krise kommen, hängt stark von ihrem Standort ab. Gut, wer in Baden-Württemberg oder Bayern lebt. Denn hier mögen Mieten und Lebenshaltungskosten hoch sein, die Künstlerschaft wurde bisher besser versorgt als etwa in Ostdeutschland. Besonders hart wirkt sich Corona für die Künstler in Sachsen-Anhalt aus, die Soforthilfe von 400 Euro beantragen. 917 Anträge wurden genehmigt, dann war das Geld verbraucht.

 

In Süddeutschland konnte man schnell auf die Not der Künstler reagieren

In Bayern haben es die Kreativen deutlich besser, weil sie zunächst für drei Monate je 1000 Euro bekommen konnten und im Verlauf des Jahres weitere Hilfen folgten. Auch Baden-Württemberg steht vergleichsweise gut da. Bereits im März konnte hier ein bundesweit einmaliger fiktiver Unternehmerlohn von bis zu 1180 Euro beantragt werden – auch von freischaffenden Künstlerinnen und Künstlern, die keine betrieblichen Kosten geltend machen konnten. Denn die Soforthilfe des Bundes konnten die meisten Künstlerinnen und Künstler nicht bekommen, weil die in Aussicht gestellten 9000 Euro nicht für den Lebensunterhalt vorgesehen waren, sondern als Zuschuss zu den Betriebskosten konzipiert war. Die meisten Künstler können aber bestenfalls die Miete des Ateliers geltend machen.

Baden-Württemberg hat einen fiktiven Unternehmerlohn in Aussicht gestellt

Auch wenn auf Bundesebene inzwischen nachjustiert wurde und auch die Kulturstaatsministerin Hilfen aufgelegt hat, waren und sind noch viele Solo-Selbstständige besonders auf die Hilfen der Länder angewiesen, die die verschiedensten Programme konzipiert haben – abhängig von der Finanzkraft des Landes. Auch hier hatte Glück, wer in Baden-Württemberg gemeldet ist, weil auch von Juni bis Dezember 2020 noch mal ein fiktiver Unternehmerlohn in Aussicht gestellt wurde, der sich nun allerdings nach der Höhe des Umsatzeinbruchs richtete. Sachsen-Anhalt konnte nach den 400 Euro dagegen keine weitere Unterstützung mehr bieten, so dass vielen Künstlerinnen und Künstlern nur ein Antrag auf Grundsicherung blieb.

Die Mittel für Stipendien sind extrem unterschiedlich

Fast alle Länder haben Stipendienprogramme aufgelegt, aber auch da sind die Unterschiede groß. Sachsen-Anhalt hat in diesem Jahr 4,5 Millionen Euro zur Verfügung, Baden-Württemberg stellt 15 Millionen Euro für sein Stipendienprogramm bereit – und Bayern 25 Millionen Euro. Unterschiede gibt es auch jenseits der Landeshilfen. So kann man noch über Kulturinstitutionen, Unternehmen oder Stiftungen mehr oder eben weniger finanzielle Unterstützung finden. Die Wüstenrot-Stiftung hat zum Beispiel ein Corona-Förderprogramm für die Region Stuttgart aufgelegt, Kulturschaffende können zwischen 1200 und 20 000 Euro beantragen.