Autofahrer prägen in vielen Städten das Straßenbild, auch in Gerlingen. Das Land hält die Kommunen deshalb dazu an, umzudenken.

Gerlingen - Fußgänger haben als Verkehrsteilnehmer oft ein Schattendasein in Städten. Das dürfte nicht nur in Gerlingen der Fall sein, aber so ist es eben auch in der Kommune am Fuß der Solitude. Daran hat der Vertreter einer Planersocietät keinen Zweifel gelassen, als er die Ergebnisse eines Fußverkehrschecks vorstellte. Die Auswertung des Büros für Stadt- und Verkehrsplanung soll dem Gemeinderat eine Anregung für Optimierungen sein. „Die Selbstverständlichkeit, in der Stadt zu Fuß unterwegs zu sein, ist ein Stück weit verloren gegangen“, sagte der Planer.

 

Beteiligung an landesweiter Aktion

Die Stadt hatte sich voriges Jahr am Fußverkehrscheck beteiligt. Dies ist eine Idee des Verkehrsministeriums des Landes, um Fußgänger systematisch zu fördern. Deshalb wurden erstmals 2015 ausgewählte Kommunen unter die Lupe genommen, ebenso in den Folgejahren. Auch in diesem Jahr werden landesweit acht Orte im Fokus stehen. Das Angebot des Landes wird in allen Kommunen vom Fachbüro Planersocietät umgesetzt. Ziel ist es dabei auch, den Fußverkehr stärker in das Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Bürgern zu rücken. Besonders im Blick sind dabei Senioren, Kinder und all jene, die zum Beispiel auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind. Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil der Fußgänger am Gesamtverkehr von derzeit rund 23 auf 30 Prozent im Jahr 2030 zu steigern.

Mehrere Aspekte untersucht

Überquerungen, Barrierefreiheit, Wege- und Aufenthaltsqualität, Wegenetz, Parksituation und Geschwindigkeit: Diese Themen standen im Mittelpunkt der Untersuchung. Die Planer hatten die Bürger eingebunden. Sie waren zu Workshops eingeladen und konnten in Stadtteilbegehungen konkret ihre Anliegen vorbringen. Letztlich entstanden daraus Empfehlungen für Verbesserungsmaßnahmen.

Für die Gerlinger Innenstadt wurde vorgeschlagen, auf Höhe des Museums einen Fußgängerüberweg oder eine Mittelinsel zu schaffen, um die Straße dort besser queren zu können. Im Stadtteil Gehenbühl wurde für den Bereich von Mararetenweg und Blumenstraße vorgeschlagen, Autos mit Pollern am Parken auf dem Gehweg abzuhalten. Um die Situation für Menschen mit Sehbehinderung zu verbessern, raten die Planer unter anderem dazu, die Treppen auf dem Rathausplatz kontrastreich zu gestalten. Allerdings machen die Experten in ihrem Bericht auch deutlich, dass grundsätzlich ein stärkeres Bewusstsein für Fußgänger geschaffen werden müsse. Das gelinge über die kontinuierliche Bereitstellung von Haushaltsmitteln, Informationen auch im Internet – nebst der Möglichkeit, sich online direkt über Mängel im Fußwegenetz beschweren zu können – sowie unter anderem eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit.

Die Umsetzung der Vorschläge obliegt nun dem Gemeinderat. Der zeigte sich in einer ersten Reaktion fraktionsübergreifend durchweg angetan von den Ergebnissen und Vorschlägen.