Bei einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend in der Sängerhalle hat die Bahn über die geplanten Maßnahmen in den Bezirken Unter- und Obertürkheim berichtet. In Kürze werden die ersten Baustellen eingerichtet.

Untertürkheim - Die Bauarbeiten für das Bahnprojekt Stuttgart 21 werden in den kommenden Jahren auch in Ober- und Untertürkheim unmittelbar zu spüren sein. „Wir sind in einem hohen Maße betroffen“, sagte der Untertürkheimer Bezirksvorsteher Klaus Eggert auf einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend in der Sängerhalle. Gemeinsam mit den Baumrodungen am Neckarersatzbach sowie an der Benzstraße markierte diese den Startschuss in die heiße Phase.

 

Demnächst werden erste Baustellen eingerichtet. Um neue Gleisstrecken vom unterirdischen Stuttgarter Hauptbahnhof mit bestehenden Trassen zu verbinden, baut die Bahn mehrere Tunnels. In Richtung Obertürkheim geht es laut Planfeststellungsbeschluss zwischen acht und zwölf Metern unter dem Neckar, dem Wirtemberg-Gymnasium und dem Bruckwiesenweg durch, bevor der Tunnel in einem Trogbauwerk auf Höhe der Hafenbahnstraße mündet. In Untertürkheim verlaufen die Röhren unter der Benzstraße. Dort wird noch im ersten Quartal die Verkehrsführung angepasst. Konkret heißt das: aus bisher vier Fahrspuren werden über einen Zeitraum von wohl vier Jahren zwei.

Bezirksvorsteher zeigen sich mit dem Abend zufrieden

Fragen zu den Auswirkungen der Bauarbeiten auf den Verkehr interessierten die rund 250 Bürger in der Sängerhalle mit am meisten. Die Bahn gab bekannt, dass es auf der Benzstraße in Spitzenzeiten tagsüber zu maximal 265 Fahrten von Lastwagen kommen wird, nachts sollen es bis zu 95 sein. Auf der Augsburger Straße und der komplett gesperrten Hafenbahnstraße in Obertürkheim liegt die Grenze bei 350 Fahrten. Anders als einst vom Bezirksbeirat gefordert, bleibt auch der Imweg nicht verschont – eine Nachricht, die Obertürkheims Bezirksvorsteher Peter Beier aufschreckte. Ein Vertreter der Bahn habe ihm aber versichert, dass es in diesem Bereich weniger sein werden. Der Abtransport von Erde und Gestein soll über die Otto-Hirsch- und die Otto-Konz-Brücken in Richtung Bundesstraße 10 erfolgen. Trotz der Belastungen sieht Klaus Eggert in den Tunnellösungen klare Vorteile zu Brückenplanungen, die Mitte der 90er-Jahre favorisiert worden waren. „Das hätte uns deutlich mehr Probleme beschert.“ Beide Bezirksvorsteher zeigten sich mit dem Verlauf des Abends zufrieden, weitere dieser Art sollen während der Bauarbeiten folgen. „Fragen aus Obertürkheim interessieren auch uns, genauso ist es umgekehrt“, sagte Eggert. Ziel sei es, einen stetigen Dialog sicherzustellen.

„Die Bürger müssen das Gefühl haben, dass ihre Sorgen ernst genommen werden“, fordert Beier. Diese Sorgen betreffen in vielen Fällen vor allem die Sicherheit der eigenen Immobilie, wenn diese über den geplanten Tunnelröhren liegt. Nach Angaben des Projektabschnittsleiters der Bahn, Volker Weiss, graben sich die Bagger unter der Erde je nach Art des Gesteinsmaterials täglich zwischen zwei und fünf Meter voran. Ein Beweissicherungsverfahren mit Begehungen vor und nach den Baumaßnahmen in Häusern, die innerhalb einer Grenze von 50 Metern zu den Tunnelrändern liegen, soll eventuelle Schadensersatzansprüche klären. Im Internet können Bürger nachprüfen, ob sie innerhalb dieser Grenzen liegen.

Planfeststellung für neuen Güterbahnhof fehlt

Bewohner der Augsburger und der Stubaier Straße in Untertürkheim können sich derweil auf neue Wasseranschlüsse einstellen. Weil alte Leitungen auf einem Gelände liegen, auf dem ein Trogbauwerk entstehen wird, werden neue Leitungen gelegt. Dies soll laut Weiss sukzessive geschehen. Kein Thema war am Dienstag ein weiterer Teil von Stuttgart 21, der Untertürkheim betrifft: der neue Abstellbahnhof, der auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs entstehen soll. Hier liegt der Planfeststellungsbeschluss auch zweieinhalb Jahre nach Auslegung der Pläne nicht vor. Das Regierungspräsidium ist am Zug. Es prüft unter anderem Einwände des Stuttgarter Gemeinderats, die der Ausschuss für Umwelt und Technik Anfang Oktober 2010 in einem 40 Seiten starken Papier auf den Weg gebracht hat.

Die Räte kritisierten darin unter anderem den Umgang der Bahn mit Lärmschutzbedingungen und mit Biotopen sowie den Plan, auch in diesem Bereich Materialabtransporte über die Straße statt über die Schiene vorzunehmen. Ungeduldig ob des Schwebezustands sei er aber nicht, versichert Klaus Eggert. „Wenn die Wartezeit bedeutet, dass die Einwände eingehend geprüft werden, soll es uns recht sein.“