Noch werden Vorschläge angenommen: Am 10. Januar wird das „Unwort des Jahres“ bekanntgegeben. Zuletzt war die Wahl auf „Gutmensch“ gefallen.

Darmstadt - Unter den Vorschlägen für das nächste „Unwort des Jahres“ sind 2016 wieder viele Begriffe aus der Flüchtlingsdebatte. Mehr als 950 Einsendungen seien eingegangen, dabei sind Schlagworte wie „Umvolkung“, „Rapefugee“ und „völkisch“ mehrmals genannt worden, sagte die Sprecherin der Jury, die Darmstädter Sprachwissenschaftlerin Nina Janich. „Umvolkung wäre mein persönlicher Favorit“, sagte die 48-Jährige. Der Begriff entstammt der Terminologie der Nationalsozialisten und war zuletzt in der Debatte über die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung aufgetaucht.

 

Für die Wahl des „Unwortes“ ist nicht entscheidend, wie oft ein Begriff vorgeschlagen wurde. Zum „Unwort des Jahres 2015“ war die häufig von Rechtspopulisten verwendete Bezeichnung „Gutmensch“ gewählt worden. Das neue „Unwort“ soll am 10. Januar 2017 in Darmstadt bekanntgegeben werden. Begriffe nimmt die Jury noch bis zum 31. Dezember 2016 unter der Mail-Adresse vorschlaege@unwortdesjahres.net entgegen.

Die Zahl der Einsendungen sei bisher nicht so hoch, sagte Janich. „Es dürften aber noch einige hundert mehr werden.“ Für das Jahr 2015 waren 1644 Einsendungen eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1246) und 2013 (1340). Die Aktion „Unwort des Jahres“ gibt es seit 1991. Zuletzt waren die Wörter „Lügenpresse“ (2014), „Sozialtourismus“ (2013), „Opfer-Abo“ (2012) und „Döner-Morde“ (2011) ausgewählt worden.

Die Jury - im Kern vier Sprachwissenschaftler und ein Journalist - kritisiert mit der Wahl Schlagworte, die „gegen das Prinzip der Menschenwürde“ und „Prinzipien der Demokratie“ verstoßen, weil sie „einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren“ oder „euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend“ sind.

Neben dem „Unwort des Jahres“ gibt es auch das „Wort des Jahres“. Diesen Begriff wählt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden aus. Zum „Wort des Jahres“ 2016 wurde der Begriff „postfaktisch“ gekürt. Zur Begründung hieß es, in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen gehe es zunehmend um Emotionen anstelle von Fakten.