Warum es nicht an den Autoren Lutz Hübner und Sarah Nemitz liegt, dass die Uraufführung von „Die Wahrheiten“ in Stuttgart enttäuscht.

Bauen/Wohnen/Architektur : Nicole Golombek (golo)

Stuttgart - Ein Paar wird per SMS von seinen besten Freunden abserviert. Nach 17 Jahren Freundschaft! Abgesehen davon, dass die Düpierten von dem schlechten Stil des anderen Pärchens überrascht sind, beginnen sie zu rätseln, woran es liegt. Wer ist schuld. Was ist passiert?

 

Moralisch knifflige Fragen

Mit so einem dramatischen Knall beginnt das neue Stück des erfolgreichen Autoren-Duos Sarah Nemitz und Lutz Hübner, das am Samstag im Kammertheater Stuttgart seine Uraufführung gefeiert hat. Das Drama kreist um Freundschaft, Vertrauen, Verrat, Liebe, Lüge, um Geschlechterkampf, um Vergewaltigung und um Missbrauch von Macht.

Spielstarkes Ensemble

Die Regisseurin Sophia Bodamer und der Dramaturg Bastian Boß interessieren sich allerdings nur für die Aspekte der Mee-too-Debatte und vernachlässigen viele andere moralisch fragwürdige Handlungen der jeweiligen Liebespaare. Das verflacht die ohnehin psychologisch nicht fein ziselierten Figuren unnötig.

Was umso bedauerlicher ist, da an dem knapp zweistündigen Abend ein äußerst spielfreudiges Ensemble - Marietta Meguid, Michael Stiller, Katharina Hauter und Marco Massafra - zu erleben war.