Am Freitag ist die Uraufführung „Songs from Messiah“ von Gospel im Osten in der Friedenskirche

Lokales: Armin Friedl (dl)

S-Ost - Man könnte den Eichhörnchen folgen, die beim Verkehrskreisel Sickstraße gerade eifrig ihre Winterlager auffüllen. Oder dem Lärm der Kinder nachgehen aus dem Kindergarten der Heilandskirche. Aber findet man so wirklich das Refugium des Musikers, Komponisten und Arrangeurs Cornelius Schock? Sehr praktisch hat er sich da eingerichtet in einem eher versteckten Winkel des Gemeindezentrums der Heilandskirche: Zum größten Teil ist da ein Raum vollgestellt mit allerlei elektronischen Gerätschaften, die heute eben zum Musikmachen benötigt werden. Aber proben können dort auch noch andere. Und wenn der Sound größer, mächtiger sein soll, gibt es noch den Gemeindesaal, in dem Schock seinen Flügel abgestellt hat. Oder den Kirchenraum.

 

Seit einem Jahr aber konzentriert er sich auf ein besonderes Projekt mit Gospel im Osten, seit dem Ende der Sommerferien wird daran geprobt, und jetzt ist es so weit an diesem Freitag, 29. November, 20.15 Uhr, in der Friedenskirche: Die Uraufführung der „Songs from Messiah“.

Anders als andere Chöre

Das hat natürlich sehr viel mit Händels Oratorium „Messias“ zu tun, alle Musiken und Melodien stammen daraus, alle mehr oder weniger bekannten Titel und Arien, auch das ganz bekannte Halleluja, aber doch ist auch einiges anders. So wie eben Gospel im Osten auch etwas anderes ist als andere Chöre.

Wer vorab wissen will, wie das ungefähr klingt, findet in seinem Musikarchiv vielleicht die CD „Messiah – A soulful celebration“. Der Produzent Quincy Jones hat da 1992 die ganz Großen ihres Fachs zusammengetrommelt: Stevie Wonder, Al Jarreau, Dianne Reeves, Patti Austin etwa und mit ihnen einzelne Titel des Oratoriums aufgenommen mit ebenso bekannten Musikern. Auch für den Klassik-Freund sind die Vorlagen ohne weiteres erkennbar, und doch klingt das doch ziemlich anders: Rap, Soul, Blues, Pop ist dabei – ganz viel von der Bandbreite dessen eben, was die Leute so hören wollen, ohne gleich immer konzentriert lauschen zu müssen. Und dennoch ist der Respekt vor dem Klassiker stets präsent.

Inspirationen von Quincy Jones

„Diese Produktion von Quincy Jones war auch unsere Inspirationsquelle“, bekennt Schock. Und mit uns meint er Thomas Dillenhöfer, den Gründer und Leiter von Gospel im Osten. Die beiden hatten schon viel miteinander zu tun: „Wir haben ganz früher mal zusammen in einem Chor gesungen“, erinnert sich Schock, „dann haben wir uns aber aus den Augen verloren“. Und jetzt mit Gospel im Osten haben sie wieder zueinander gefunden. Schock arbeitet seit vielen Jahren als Arrangeur für den SWR und verschiedene Musikverlage, gibt Bands und Liedermachern den letzten Feinschliff, hat so stets mit Chormusik zu tun. Und deshalb begleitet er seit einigen Jahren immer wieder die Proben von Gospel im Osten an den Keyboards neben dem eigentlichen Pianisten des Chores, Alex Pfeiffer. Was es also benötigt, um etwa 500 Stimmen Kontur zu geben, weiß er aus praktischer Erfahrung.

Die Stärke ist der Gospelgesang

Und bei allem Respekt vor dem Original: Gospel im Osten ist kein professioneller Klangkörper wie jene der Bachakademie oder des SWR, die zu Recht um die höchsten Lorbeeren auf dem internationalen Klassikmarkt ringen. Die Stärken liegen da woanders, etwa im Gospelgesang. Und da gibt es ja jenen, der musikalische Phrasen vorsingt, denen die Gemeinde dann folgt, was je nach Intensität zu einem sehr frischen und lebendigen Umgang mit der Vorlage führen kann. So etwa werden beim Messias aus dem Osten die Arien umgesetzt. Denn die Solisten kommen natürlich auch aus den Reihen von Gospel im Osten.

Schock verspricht so einen Messias, in dem die Stärken des Chors, unterstützt von acht Musikern, voll zur Geltung kommen: Mal überwiegt Blues, mal Gospel, dann geht es mal rhythmisch forsch zur Sache wie in „Every valley“ oder sehr innig mit reiner Klavierbegleitung in „Behold the lamb“. Und das „Halleluja“ gibt es natürlich auch. Aber da will Schock den Ereignissen nicht zu viel vorwegnehmen. „Wir haben jedenfalls ganz großen Respekt vor dem Original. Die Koloraturen mussten wir ausdünnen, aber die Herkunft bleibt immer klar erkennbar“, so Schock, „die Texte zum Beispiel haben wir nahezu alle im Original gelassen.“