Bringen Urlauber das Virus im Gepäck mit? Die Talkrunde bei Maybrit Illner diskutierte über Reisen und den Alltag mit Corona. Die Tübinger Notärztin Lisa Federle überraschte mit einem Vorschlag zu den Ferien.

Berlin - Bloß kein neuer Lockdown nach den Sommerferien, darin waren sich in der Talkrunde bei Maybrit Illner am Donnerstagabend die Gäste einig. Doch der Sommer wird riskant, betonten Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), der FDP-Vorsitzende Christian Lindner, die Tübinger Notärztin Lisa Federle und die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff.

 

Großbritannien und Portugal, die schwer unter der hochansteckenden Deltavariante leiden, wurden als warnende Beispiele dargestellt. „Das Problem ist, dass wir die Leute überall hinreisen lassen, sagte Lisa Federle. Sie warnte mit Blick auf volle Fußballstadien in England und Ungarn: „Das ist ein Unding. Das wird uns einholen.“ Sie verlangte, die EU solle Druck auf die Uefa machen. „Wir haben Jugendliche und Kinder eingesperrt. Das können wir der jungen Generation nicht mehr erklären.“

Also Auslandsreisen verbieten? FDP-Chef Linder brachte die Reisefreiheit als hohes Gut ins Spiel und sprach sich für ein abgestimmtes Vorgehen in Europa aus. „Das ist eine Frage des klugen Managements.“

Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern

Manuela Schwesig riet dazu, am besten auf Auslandsreisen zu verzichten und am allerbesten in ihrem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Urlaub zu machen. Man brauche sich nichts vorzumachen, die Deltavariante sei längst da, auch ohne Urlaubsreisende, hielt die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff dagegen. Sie hält es nicht für unwahrscheinlich, dass trotz aller Maßnahmen gegen einen Lockdown beispielsweise größere Familienfeiern auch wieder untersagt werden.

Wenn schon Auslandsreisen, sollten die Rückkehrer einheitlich kontrolliert werden. Am besten durch die Bundespolizei, meint Manuela Schwesig. Sie plädiert für einen PCR-Test vor der Einreise, eine anschließende fünftägige Quarantäne und danach einen zweiten Test. Lindner möchte auch hier eine gemeinsame europäische Lösung. Schwesig dagegen kritisierte, dass nicht einmal der Bund sich bisher auf dieses Vorgehen verständigt habe, im Zweifel sollten die Länder wieder über Maßnahmen entscheiden können.

Die beste Maßnahme gegen einen neuerlichen Lockdown sei das Impfen. Doch angesichts guter Inzidenzwerte gehe das Impftempo in Deutschland zurück. Man müsse das Gefühl der Dringlichkeit der Impfungen erhalten, argumentierte die Runde und auch über eine dritte Impfung nachdenken. Rübsamen-Schaeff brachte Kampagnen mit Preisen und Gewinnen ins Gespräch, riet aber ebenso wie Lindner von einer Impfpflicht ab.

Sommerferien verkürzen?

Geteilter Meinung war die Runde beim Thema Impfen von Kindern und Jugendlichen. Rübsamen-Schaeff war dafür. Jugendliche hätten sehr viele Kontakte und könnten das Virus weit übertragen. Die Immunität bei Älteren sinke schon wieder. Lisa Federle gab sich zurückhaltend. Die Impfung von Jugendlichen diene in erster Linie dazu, Erwachsene abzusichern. Sie ließ jedoch mit einem Vorschlag aufhorchen: Wenn man lange Zeit mit dem Virus leben müsse, sollte man die Sommerferien verkürzen und die Winterferien verlängern. So wären die Schüler in der kritischen Zeit mehr zuhause.