Gegen Jahresende planen Frühbucher gerne Pfingst- und Sommerurlaube für das kommende Jahr. Doch 2020 ist alles anders. Die Corona-Pandemie hat die Branche hart getroffen. Drei Reisebüros von den Fildern berichten, wie die Nachfrage derzeit ist.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Filder - Wenn das Wetter kälter wird, sehnen sich viele nach dem nächsten Sommerurlaub. Der Jahresurlaub will geplant werden, Frühbucher wittern Schnäppchen für Reisen ans Meer oder in die Berge. Doch in diesem Jahr ist vieles anders. Das Coronavirus hat das Reisen bekanntlich erschwert, zeitweise sogar unmöglich gemacht. Denken die Menschen jetzt überhaupt schon an die Urlaubsplanung 2021?

 

„Die Nachfrage ist sehr verhalten“, sagt Claudia Epple von „Erleben! Reisen und Events“ in Stuttgart-Degerloch. Der Schwerpunkt ihres Reisebüros liegt auf Architektur- und Individualreisen. Vor allem im Bereich der Individualreisen sei es gerade schwierig. „Die Menschen warten lieber noch ab, weil keiner weiß, wann und wie Reisen wieder möglich sein werden.“ Bei den Architektur-Reisen sei ein gewisses Interesse da, aber konkrete Termine zu buchen, sei aufgrund der Corona-Lage derzeit kaum möglich.

Die Unsicherheit der Kunden ist groß

„Im Moment ist alles in Wartestellung“, sagt Thomas Straube vom Möhringer Reisebüro. Die Kunden zögerten mit Buchungen, „das ist auch nachvollziehbar in der derzeitigen Situation“. Denn noch ist unklar, wann und in welchem Rahmen Urlaub insbesondere im Ausland nächstes Jahr überhaupt machbar sein wird. Kunden, die jetzt schon buchten, seien die Ausnahme. „Die Unsicherheit ist groß“, bestätigt Sabine Schwend von „Daydream Reisen“ in Leinfelden, „keiner weiß, wo er 2021 überhaupt hin kann oder wann“.

Der Beratungsbedarf sei in diesem Jahr aufgrund der Pandemie gestiegen, sagt Thomas Straube. Die Menschen hatten und haben viele Fragen, unter anderem zu Einreisebestimmungen wie nachweislichen Corona-Tests und Quarantänemaßnahmen. Für die Reisebüros vor Ort sei das ein Plus gegenüber Onlinereiseportalen, sagt Straube.

Dennoch: Das Jahr 2020 war schwierig für die Reisebranche. „Es ist alles eingebrochen“, sagt Epple. Auf Beratung, Recherche und Buchungen folgten im Frühjahr massenhaft Stornierungen. Das wiederum bedeutete für die Reisebüros einen hohen Mehraufwand – und die üblichen Ausgaben, etwa für angestellte und freie Mitarbeiter, hatten die Reisebüros trotz Lockdown.

Die nächsten Monate werden eine Herausforderung

Die Tourismus- und Reisebranche darbt 2020. Die Rede ist von bis zu 80 Prozent Umsatzeinbußen bei Veranstaltern und Vermittlern im Vergleich zum Vorjahr. Staatliche Überbrückungshilfen sollen der Branche durch den Winter helfen. „Die Unterstützung vom Staat ist da. Im Moment können wir damit existieren“, sagt Thomas Straube. Die derzeitige Situation sei schwer, sagt Claudia Epple, sie versuche aber, optimistisch zu sein, „das Glas ist halb voll“, sagt sie.

Die nächsten Monate werden vermutlich noch eine Herausforderung für die Reisebüros. „Ich schätze, dass Reisen frühestens im Frühjahr wieder gebucht werden, wenn wir wissen, wie es mit Corona weitergeht“, sagt Sabine Schwend. Claudia Epple hofft wie ihre Kollegen auf das Frühjahr und darauf, dass das Reisen dann wieder möglich sein wird. „Ich glaube, dass es dann einen richtigen Ansturm geben wird“, sagt sie. Auch in Möhringen zählt man auf das nächste Frühjahr. „Ich schätze, dass das Geschäft im April, Mai wieder anlaufen wird“, erzählt Thomas Straube. Er denkt, dass sich auch das Reiseverhalten der Kunden ändern könnte. „Vermutlich werden die Menschen im kommenden Jahr eher kurzfristiger ihre Urlaube buchen.“

Hoffen auf den Impfstoff

Auch während des jetzigen harten Lockdowns, der zunächst bis zum 10. Januar angekündigt ist, sind viele Reisebüros erreichbar – per Telefon, E-Mail, „oder auch per Skype“, sagt Claudia Epple. „Die Tür bleibt zu, aber wir sind über Mail und Telefon für die Kunden da“, sagt Straube. Auch Sabine Schwend aus Leinfelden verweist auf die elektronischen Kontaktmöglichkeiten.

Die abwartende Haltung der Kunden überträgt sich auf die Reisebüros. „Wir sind schon geübt in Geduld“, sagt Thomas Straube. Er misst Corona-Tests und den hoffentlich baldigen Impfungen eine hohe Bedeutung für das Reisen zu. „Das steht und fällt mit den Impfungen“, sagt er.