Woher stammt das Coronavirus? Laut aktuellen Untersuchungen von WHO-Experten in China stammt es wohl von Fledermäusen. Doch bereits im November 2019 verbreitete es sich in Frankreich.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Paris - Eine in Frankreich vorgenommene Studie legt nahe, dass das Coronavirus bereits im November 2019 in dem EU-Land zirkulierte.

 

Die Ergebnisse „deuten auf eine frühere Verbreitung von Sars-CoV-2 in Europa hin, als bisher berichtet wurde“, schreiben die Autoren in der Fachzeitschrift „European Journal of Epidemiology“. Erstmals offiziell gemeldet worden war das neuartige Virus in China Ende Dezember 2019.

Die Forscher in Frankreich griffen auf eine Datenbank von knapp 10 000 Blutproben zu, von denen ihren Ergebnissen zufolge mindestens 44 Coronavirus-Antikörper aufwiesen – darunter sieben vom November und drei vom Dezember 2019. Es sei allerdings nicht auszuschließen, dass auch falsch-positive Proben unter den Ergebnissen seien, betonten die Autoren. Dennoch sei zugleich auch auszuschließen, dass alle Ergebnisse falsch seien.

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Heikle Frage nach dem Ursprung des Virus

Zuletzt waren Wissenschaftler mehrmals auf Hinweise gestoßen, dass das Virus bereits vor der Meldung Chinas an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Umlauf war. Die neue Studie erbringt zwar keinen neuen, definitiven Beweis, bestärkt allerdings diese Vermutungen. Bereits im August 2020 hatten Forscher an einer Klinik im französischen Elsass Lungenbilder von Patienten ausgewertet und hatten einen Fall von Mitte November 2019 entdeckt, der auf die Viruserkrankung hindeutete.

Die Frage nach dem Ursprung des Virus ist heikel. Unter anderem verbreitet China Thesen, dass das Virus seinen Ursprung in anderen Ländern habe und womöglich durch importierte Tiefkühl-Lebensmittel in die Volksrepublik gelangt sei. Eine von der WHO nach China entsandte Expertenmission konnte Anfang dieses Jahres die Herkunft des Virus nicht klären.

Virus-Spur führt zu Fledermäusen

Die Spur zu den Ursprüngen des Coronavirus Sars-CoV-2 führt allen Erkenntnissen nach zu Fledermäusen. Einen Laborunfall halten Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für „extrem unwahrscheinlich“. Nach den jüngsten Untersuchungen in der zentralchinesischen Metropole Wuhan, wo im Dezember 2019 erstmals Infektionen mit dem neuen Virus entdeckt worden waren, gab es aber wenig greifbare Ergebnisse.

Laut WHO-Teamchef Peter Ben Embarek ist der „wahrscheinlichste Weg“ der Übertragung auf den Menschen von Fledermäusen ausgehend über ein anderes Tier als Zwischenwirt. Die Ermittlungen gemeinsam mit chinesischen Wissenschaftlern vor Ort hätten das Bild vom Beginn der Pandemie nicht dramatisch verändert, aber es gebe nun ein besseres Verständnis, sagt Embarek. „Wir haben jetzt gutes Material, um verschiedene Wege auszukundschaften.“