Wer die EU-Kommission führen will, muss auf Twitter aktiv sein – dachte sich Ursula von der Leyen offenbar. Der Weg zum verifizierten Account ist allerdings chaotisch gewesen.

Stuttgart - Am Morgen, nachdem bekannt geworden war, dass der Europäische Rat Ursula von der Leyen als künftige Chefin der EU-Kommission nominiert hat, herrscht auf dem Kurznachrichtendienst Twitter Chaos rund um die CDU-Politikerin.

 

Zunächst scheint die Lage noch relativ klar. Bislang war kein offizieller, aktiver Twitter-Account von Ursula von der Leyen in ihrer Rolle als Bundesverteidigungsministerin bekannt. Am Vormittag taucht dann der Account @u_vonderleyen auf.

Der Politikberater Martin Fuchs, der intensiv das Social-Media-Verhalten von Politikern analysiert, hat nach eigenen Angaben vom Bundesverteidigungsministerium die Bestätigung erhalten, dass der Account echt sei. Ursula von der Leyen, so schien es, hat erkannt: Wer Präsidentin der EU-Kommission werden will, muss auf Twitter mitmischen.

In der Zwischenzeit gehen die Spekulationen und das Chaos auf Twitter jedoch munter weiter. Andere Accounts, die angeblich von der Leyen gehören, tauchen auf. Ist womöglich @VonderLeyenEU der richtige Account? Und liegt das ganze Chaos möglicherweise daran, dass für einen anderen Account namens @bmvonderleyen das Passwort verloren gegangen ist, wie ein Nutzer spekuliert?

Der Politikberater Martin Fuchs twittert in der Zwischenzeit, dass das Verteidigungsministerium seine Bestätigung ihm gegenüber, dass es sich bei einem der Accounts um den echten handele, zurückgezogen habe. Weiterhin Rätselraten auf Twitter. Einige Stunden später nimmt das Spektakel dann vorerst ein Ende. Da ist er, der Account mit dem blauen Twitter-Verifizierungshaken.

Ursula von der Leyens verifizierter Account hat es bis zum Nachmittag auf rund 6500 Follower gebracht. In ihrem ersten Tweet begrüßt die Politikerin Europa auf drei Sprachen. Sie selbst folgt bislang hauptsächlich EU-Institutionen und anderen Politikern.

Unklar ist, welchen Anteil von der Leyen und ihr Ministerium selbst an dem Chaos haben. Denn theoretisch kann jeder Nutzer einen Account unter dem Namen veröffentlichen. Der mittlerweile verifizierte Account wurde offenbar erst um kurz nach zehn Uhr vormittags erstellt – also zeitlich erst, nachdem das Ministerium dem Social-Media-Analysten Martin Fuchs die Echtheit des anderen Accounts bestätigt haben soll. Das hat der Journalist Daniel Laufer anhand von Metadaten, die sich über eine Programmierschnittstelle auslesen lassen, herausgefunden.

Mehrere Nachfragen beim Bundesverteidigungsministerium dieser Zeitung, um Licht in den Twitterwirrwarr Ursula von der Leyens zu bringen, blieben bis zum späten Nachmittag erfolglos. Man werde noch zurückgerufen, hieß es jedes Mal.