Er marschierte mit Martin Luther King 1963 auf Washington und kämpfte bis zum letzten Atemzug für ein gerechteres Amerika. Der Krebs hat den schwarzen Kongressabgeordneten John Lewis besiegt, doch sein Vermächtnis wirkt fort.

Washington - Der amerikanische Bürgerrechtler und Politiker John Lewis ist tot. Der für seinen jahrzehntelangen Kampf für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA bekannte demokratische Kongressabgeordnete starb am Freitag im Alter von 80 Jahren. Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, würdigte ihn in einer Erklärung als „einen der größten Helden der amerikanischen Geschichte“ und als „Gewissen des Kongresses“. Lewis hatte im vergangenen Dezember mitgeteilt, dass er an Krebs im fortgeschrittenen Stadium leide.

 

Sein Tod löste in den Vereinigten Staaten Bestürzung aus. Barack Obama, einziger schwarzer Präsident in der 244-jährigen Geschichte des Landes, erinnerte daran, wie sehr Lewis sein eigenes Leben geprägt habe. Schon bei der ersten Begegnung als Student habe er ihn „seinen Helden“ genannt. „Als ich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, umarmte ich ihn vor der Vereidigung und sagte ihm, dass ich nur dort sei wegen der Opfer, die er erbracht habe“, schrieb Obama, der 21 Jahre nach Lewis geboren wurde, in einem kurzen Nachruf.

Lewis musste Baumwolle pflücken

Lewis war laut „New York Times“ der letzte überlebende Redner des legendären „Marschs auf Washington“ vom 28. August 1963. Im Alter von 23 Jahren stand er damals auf den Stufen des Lincoln Memorials in der Bundeshauptstadt, um gemeinsam mit Martin Luther King (1929-1968) vor mehr als 200 000 Zuhörern ein Ende der Rassendiskriminierung in den USA zu fordern. Der Baptistenpastor und spätere Friedensnobelpreisträger King hielt seinerzeit die berühmte Rede „I have a dream“ (Ich habe einen Traum).

Lewis wurde als Sohn eines Kleinpächters in Troy (Alabama) im tiefen Süden der USA geboren. Als eines von zehn Kindern musste er Baumwolle pflücken. Laut „New York Times“ erzählte er später gerne, wie er den Küken das Evangelium predigte. Wenigstens die Küken hätten ihm zugehört, scherzte er dann.

Mit 18 nahm er erstmals Kontakt zu Martin Luther King auf. Er baute eine Studentenbewegung mit auf und bereitete den Marsch auf Washington mit vor. 1965 leitete er den ersten der sogenannten Selma-nach-Montgomery-Märsche - der mit Polizeigewalt gestoppt wurde. Seit 1987 vertrat er einen Wahlkreis im Bundesstaat Georgia im Repräsentantenhaus.

Lewis galt als Kritiker von Donald Trump

„Er liebte sein Land so sehr, dass er sein Leben und sein Blut dafür riskierte, dass dieses seinem Versprechen gerecht werden möge“, schrieb Obama. „Wir haben einen Riesen verloren“, hieß es von Ex-Präsident Bill Clinton und seiner Frau Hillary in einem gemeinsamen Statement. „John Lewis gab alles, was er hatte, um Amerikas unerfülltes Versprechen der Gleichheit und Gerechtigkeit für alle einzulösen“. Die Senatorin Kamala Harris nannte Lewis „einen Riesen, auf dessen Schultern viele von uns stehen“.

Lewis galt als Kritiker von Präsident Donald Trump. Zuvor schon hatte er sich gegen Präsident George W. Bush, Obamas direkten Vorgänger, gestellt, den er als nicht „echt gewählten Präsidenten“ bezeichnete. Von Trump lag zunächst keine Reaktion auf Lewis’ Tod vor.