Seitdem er beim TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump eine Frage stellte, feiern Tausende den US-Amerikaner Ken Bone im Internet. Warum fasziniert dieser Mann die Massen?

Belleville - Bis Sonntag war er ein ganz gewöhnlicher Durchschnitts-Amerikaner, 34 Jahre alt, der Zwölf-Stunden-Schichten in einem Kohlekraftwerk im US-Bundesstaat Illinois schiebt. Heute, zwei Tage später, kennt ihn das ganze Land, er tingelt von einer Fernsehshow zur nächsten und hat plötzlich über 84000 Follower bei Twitter: Ken Bone.

 

Der pummelige Mann im roten Pullover hat den US-Präsidentschaftskandidaten bei deren zweitem TV-Duell die Show gestohlen. Ken Bone saß bei der Debatte am Sonntag im Publikum und stellte Hillary Clinton und Donald Trump eine Frage - und ist seitdem zum Star geworden. Mit unzähligen Kommentaren, Foto-Montagen und Videos wurde der Brillen- und Schnauzbartträger in sozialen Medien gefeiert. Wörtlich fragte Bone bei dem TV-Duell, das als Fragerunde mit Zuschauern angelegt war, die Kandidaten Hillary Clinton und Donald Trump: “Welche Schritte werden Sie mit ihrer Energiepolitik einleiten, um unseren Energiebedarf zu decken, aber gleichzeitig umweltfreundlich zu bleiben und den Verlust von Arbeitsplätzen zu minimieren?“

Schon als er nach dem TV-Duell gegen 22 Uhr Ortszeit in sein Auto stieg, wo sein Handy lag, hatte er mehrere Tausend Nachrichten in den sozialen Netzwerken erhalten, sagte Bone noch in der gleichen Nacht in einem Interview mit dem Late-Night-Talkmaster Jimmy Kimmel. „Da ahnte ich, dass es ein langer Tag werden könnte“, sagte Bone. Bone war so schnell populär geworden, dass sich anfangs mehrere Nutzer unter seinem Namen auf Twitter tummelten.

Im Fernsehen machte Bone der Verwirrung ein Ende: Unter dem Namen @kenbone18 sei der wahre Ken Bone auf der Plattform zu finden.

Warum fasziniert der Mann so viele Amerikaner so sehr? Nicht zuletzt ist Bones Prominenz wohl damit zu erklären, dass er einen Lichtblick in einer Debatte darstellte, die zur Schlammschlacht wurde. Viele von Bones Fans beklagen in den sozialen Netzwerken, dass sich der Präsidentschaftswahlkampf in den USA kaum noch um die entscheidenden politischen Fragen drehte, sondern persönliche Attacken und Eitelkeiten im Vordergrund stünden. Mit seiner Durchschnittlichkeit und seiner detailverliebten Frage sehen viele Bone offenbar als Symbol dafür, dass im Wahlkampf doch noch Platz für sachliche Überlegungen und die Belange gewöhnlicher Bürger bleibt.

„Oh Kenneth Bone, dank dir fühlen wir uns alle weniger alleine. Du hattest deinen Moment in dieser Shit-Show, von der wir niemals dachten, dass wir so etwas erleben würden“, singt Twitter-Nutzer Jonathan Mann in einer Hymne auf Bone. Daneben ist es Bones liebenswertes – und dabei doch so durchschnittliches – Aussehen, das in den sozialen Netzwerken gefeiert wird.

Der rote Pulli war nur der Plan B

„Hast du eine Ahnung, wie niedlich du bist“, fragte ihn der TV-Moderator Jimmy Kimmel bei einem Interview in dessen Sendung. „Definitiv“, antwortete Bone, dem auch wegen seines schlagfertigen Umgangs mit seinem plötzlichen Status als Internetphänomen viel Sympathie zuteil wird. Der rote Pulli, sagt Bone, sei dabei sogar nur Plan B gewesen. Ursprünglich habe er einen Anzug tragen wollen. “Offenbar habe ich 30 Pfund zugenommen,” sagte er dem Sender CNN, “und als ich am Morgen des Duells in mein Auto steigen wollte, ist die Anzughose hinten gerissen. Der rote Pulli ist der Plan B, und ich bin froh, dass es geklappt hat.“

Der „New York Times“ zufolge wurde Bone als einer von mehreren noch unentschlossenen Wählern als Zuschauer für das TV-Duell ausgewählt. Nach der Debatte, in den Umfragen zufolge Hillary Clinton besser abschnitt, war Bone jedoch noch immer unentschlossen – so sagte er es zumindest Reportern der „New York Times“. Endgültig entscheiden wolle er sich nach dem letzten TV-Duell, das am 19. Oktober stattfindet.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich heute Nacht würde schlafen können“, singt Twitter-Nutzer Jonathan Mann in seiner Ode an Bone. „Aber jetzt kann ich es.“ Immerhin etwas. Am 8. November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt.