Die Annäherung zwischen den USA und Kuba ist fürwahr ein historisches Ereignis. Obama hat nun weniger zu verlieren als die Machthaber in Havanna, kommentiert der StZ-Redakteur Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Die Amtszeit von Barack Obama taugt bislang nicht gerade dazu, die Geschichtsbücher mit vielen Seiten des Lobes zu füllen. Sehr viel Zeit bleibt dem US-Präsidenten nicht mehr, um Glanzpunkte zu setzen. Da kommt die Annäherung mit dem renitenten Dauerrivalen Kuba gerade recht, um die Welt davon zu überzeugen, dass der Friedensnobelpreis doch nicht zu voreilig verliehen wurde. Die Dauerblockade des kleinen Karibiknachbarn gehört zu den Maßnahmen, die von den UN mit am häufigsten gescholtenen wurde. Eine Normalisierung in diesem sehr speziellen Nachbarschaftsverhältnis ist fürwahr ein historisches Ereignis – es wird der Welt gefallen und zu Hause Teile der Opposition mächtig verärgern.

 

Der erste Schritt ist gemacht, nun liegen noch sehr viele weitere Schritte vor den beiden ehemaligen Gegnern. Die müssen sie alleine gehen. Für die USA sind die Gefahren dabei überschaubar, Kubas Regierung hingegen hat viel zu verlieren. Die Revolutionäre halten sich auch deswegen seit Jahrzehnten im Amt, weil jede Unannehmlichkeit auf der Insel mit den Sanktionen der USA begründet wird. Wenn diese wegfallen, fehlt ein wichtiger Baustein im Fundament der Begründungen. Die anderen Bausteine werden auch keine Jahrzehnte mehr überstehen: die Castro-Brüder sind heute 88 und 83 Jahre alt.