Eine Marathongruppe erweist dem NS-OpferRobert Rebmann eine letzte Ehre.

Vaihingen - Als die drei Läufer eintreffen, gibt es spontan Applaus für Sozialarbeiter Jürgen Mennel und seine beiden Schützlinge Manfred Stark und Michael Hermann. Die Marathongruppe der Stiftung Lichtenstern (Landkreis Heilbronn) ist an diesem Tag vom Wohnheim des Behindertenzentrums Stuttgart (BHZ) in Birkach zehn Kilometer zur Stolpersteinverlegung nach Vaihingen gelaufen.

 

„Das ist eine große Ehre für uns“, sagt Mennel, der Vize-Weltmeister im 100-Kilometer-Lauf war. Beim Laufen und der Stolperstein-Bewegung brauche es Ausdauer und Elan: „Das ist daher eine gute Symbolik.“ Begleitet wurden sie bei ihrem Lauf nach Vaihingen auch von Harald Habich mit dem Rad. Doch bei der Verlegung fehlt das Mitglied der Stolperstein-Initiative, weil er sich die Kelley-Barracks für ein Foto als Hintergrund ausgesucht hat. „Die Militärpolizei hat ihn in Gewahrsam genommen“, erklärt Karl-Horst Marquart den etwa 50 Bürgern, die der Stolpersteinverlegung beiwohnten.

Wurde nur 28 Jahre alt

Immerhin die Läufer schafften es rechtzeitig, um zu hören, was Marquart über das Leben Robert Rebmanns zu Tage gefördert hatte. Der psychisch kranke Mann wurde nur 28 Jahre alt. Am 27. Mai 1940 gehörte er zu den 72 Patienten, die von der Heilanstalt Weissenau mit drei grauen Bussen in die NS-Tötungsanstalt Grafeneck gebracht wurden. Für den jungen Mann war dies das Todesurteil: Noch am gleichen Tag wurde Rebmann dort in der Gaskammer ermordet. Insgesamt haben die Nationalsozialisten im Jahr 1940 mehr als 10 600 psychisch kranke und behinderte Menschen in der NS-Tötungsanstalt Grafeneck ermordet.

Damit Rebmanns Schicksal nicht in Vergessenheit gerät, erinnert nun ein Stolperstein an den Vaihinger Bürger. An diesem legen einige Zuhörer Blumen nieder. Die passende Musik steuert die Flötengruppe der Karl-Schubert-Gemeinschaft aus Bonlanden bei. Auch Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt lauscht dem Klassiker „Die Gedanken sind frei“.

Markus Seeg berichtet über seine Arbeit mit behinderten Menschen im Raphaelhaus im Stuttgarter Osten: „Nicht ich bringe diesen Menschen etwas bei, sie sind vielmehr meine Lehrer geworden.“ Er hoffe, dass noch viele Menschen über die Gedenktafel für Robert Rebmann stolpern und sich Gedanken darüber machen, wie „bunt und vielfältig“ die Gesellschaft ist.