Bunte Aufsteller erschweren derzeit das Befahren des Marktes in Stuttgart-Vaihingen. Welche Botschaft steckt dahinter?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Wer will hier wem Beine machen? Zumindest der erste Teil dieser Frage ist offen. Denn niemand weiß, wer hinter der Guerilla-Kunstaktion auf dem Vaihinger Markt steckt. Seit einigen Tagen stehen dort grellbunte Aufsteller, auf denen mehr oder weniger modisch bekleidete Beine und Füße zu sehen sind. Sie sollen augenscheinlich verhindern, dass Unbefugte auf den Vaihinger Markt fahren oder dort parken. Denn das kommt allzu häufig vor. Kommunalpolitikern und Interessengruppen, die sich für eine Verschönerung und Belebung des zentralen Platzes einsetzen, ist das schon lange ein Dorn im Auge. Darum fordern sie – auch im Sinne der Sicherheit – eine Schranke.

 

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Einer von ihnen ist Ingo Vögele. Der Markt solle ein Treffpunkt und kein Parkplatz sein, sagt der Sprecher des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte (VVF) und ergänzt: „Insofern begrüße ich persönlich die Aktion. Sie macht auf charmante Weise und mit einem Augenzwinkern darauf aufmerksam, für wen der Platz eigentlich da ist, nämlich für Fußgänger.“ Vögele räumt aber auch ein: „Nicht alle finden die Aktion gut. Wir haben Mitglieder vor Ort, die darauf angewiesen sind, dass die Fläche befahrbar ist. Deren Lieferanten müssen derzeit Slalom fahren.“

Diskurs über den Vaihinger Markt beleben

Sehr positiv sei aber, dass die Aufsteller keinerlei Sachbeschädigung darstellten. Denn sie seien mit einer Art Dorn zwischen die Pflastersteine gesteckt worden. Vögele hofft, dass die Aktion den öffentlichen Diskurs über eine Verschönerung des Vaihigner Marktes weiter belebt.

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Auch der Bezirksbeirat hatte wiederholt eine Schranke gefordert. In der September-Sitzung verkündete der Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast, dass diese im Bereich der südlichen Tiefgarageneinfahrt installiert werde. Der Zeitplan blieb aber offen. Und auch auf Nachfrage unserer Redaktion bei der Pressestelle der Stadt hieß es lediglich: „Eine möglichst schnelle Umsetzung wird von allen Beteiligten beabsichtigt.“

Die Bürger erobern sich den öffentlichen Raum zurück

Geschehen ist nichts. Jüngst war das sogar Thema im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Stuttgarter Gemeinderats. Vorangegangen war dem ein fraktionsübergreifender Antrag, in dem die Kommunalpolitiker kritisierten, dass es bei der Sanierung des Vaihinger Marktes nicht vorangeht. Jürgen Sauer (CDU) beantragte in der Sitzung, dass eine automatische Schranke installiert wird und jährliche Betriebsmittel in Höhe von 7000 Euro bereitgestellt werden. Zudem soll das Tiefbauamt Vorschläge machen für einen neuen Bodenbelag und ein Beleuchtungskonzept. Das Gremium nahm den Antrag einstimmig an.

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Mit diesem Antrag habe „die Politik die Verwaltung überholt“, sagt Kai Jehle-Mungenast. Er berichtet, dass die Stadträte die Kunstaktion auf dem Vaihinger Markt aufgegriffen hätten. Die Aktion sei seines Wissens nicht genehmigt und zeige „den Frust der Vaihingerinnen und Vaihinger gegenüber der Verwaltung“. Jehle-Mungenast ergänzt: „Ich deute die Aktion so, dass sich die Bürger den öffentlichen Raum zurückerobern und für sich nutzbar machen wollen. Es geht um Sicherheit, zum Beispiel für spielende Kinder. Und es geht um Aufenthaltsqualität, auf dem Platz soll man gut sitzen, essen und trinken können.“