Der Vaihinger Markt muss anders werden. Hierfür gibt eine große Mehrheit. Allerdings will sich trotzdem so gar nichts tun. Nun gibt es einen neuen Vorstoß.

Das Unbehagen über die Unwirtlichkeit des Vaihinger Markts hat jüngst die Beiräte des Stadtbezirks auf den Fildern beschäftigt. Rede und Antwort stand Martin Holch, im Stadtplanungsamt der Leiter des Sachgebiets Stadterneuerung. Das Thema ist in Vaihingen ein Dauerbrenner, denn Bürger und Geschäftsleute wünschen sich mehr Aufenthaltsqualität, unter anderem für große Veranstaltungen wie Vaihinger Frühling, Vaihinger Herbst und Weihnachtsmarkt. Martin Holchs Amt setzt mit einem Sanierungsplan auf einen großen städtebaulichen Wurf, mit dem wohl ab 2032 der Markt auch durch Abriss einiger Häuser und mit Neubauten generalsaniert werden soll und bis zu dessen Umsetzung vermutlich mindestens zehn Jahre vergehen werden.

 

Geduld mancher Vaihinger ist überfordert

Dies überfordert die Geduld mancher Vaihinger, die mehrere kleinere, schnell umsetzbare Lösungen fordern. Dabei haben sie nun die Rückendeckung nicht nur des Bezirksbeirats, sondern fast aller Gemeinderatsfraktionen. Auf Initiative des Betreuungsstadtrats Jürgen Sauer (CDU) haben sie sich mit Vertretern des Verbunds Vaihinger Fachgeschäfte (VVF) und des Bundes der Selbstständigen (BdS) bei einem Vor-Ort-Termin ein Bild gemacht und bei der Verwaltung einen gemeinsamen Antrag mit Anfrage eingereicht. Darin stellen die Fraktionen von CDU, SPD, Grünen, Freien Wählern, Die Fraktion/Linke//SÖS/Piraten/Tierschutzpartei, FDP und Puls fest, dass allein die oben angeführten Veranstaltungen mit jährlich 60 000 Besuchern „ein wichtiges Fundament für die Belebung der Ortsmitte“ darstellten. Dazu komme künftig das Stadtfest des Heimatrings Vaihingen-Rohr im Stadtpark, das über das Sanierungsgebiet hinausreiche.

Stadt Stuttgart soll Zeitplan vorlegen

Weil das große Sanierungsvorhaben der Verwaltung noch lange auf sich warten lasse und alle bisherigen Vorschläge vom Bezirksbeirat abgelehnt worden seien, fordern die Fraktionen die Stadt auf, einen Zeitplan für Maßnahmen vorzulegen. Dazu gehören die Erneuerung des Bodenbelags, Abschrankung der Fußgängerzone, Erneuerung von Sitzgelegenheiten, Schaffung eines Wasseranschlusses für Veranstaltungen, Errichtung einer barrierefreien Toilette, Umsetzung eines Beleuchtungskonzepts, Verbesserung und Sanierung des für Veranstaltungen wichtigen Pavillons und die Ausweisung weiterer Kurzzeitparkplätze.

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Außerdem, heißt es im Antrag, „entwickelt die Verwaltung mindestens vom Schillerplatz bis zur Schwabengalerie zeitnah ein Verkehrskonzept zur Umgestaltung der Hauptstraße.“ Dabei sollten vor allem die Bedürfnisse des ÖPNV, der Fußgänger, der Radfahrer sowie die Aufenthalts- und Lebensqualität im Vordergrund stehen. Außerdem solle die Verwaltung ihr weiteres Vorgehen für das gesamte Sanierungsgebiet vom Bahnhof bis zur Alten Kelter, das „für die Zukunft Vaihingens von relevanter Bedeutung“ sei, präsentieren.

Die Stadt stecke quasi im Dilemma

Der von der ablehnenden Haltung des Vaihinger Bezirksbeirats und der Initiative der Stadträte sichtlich irritierte Martin Holch versprach den Bezirksbeiräten, Vorschläge auszuarbeiten. Er verwies darauf, dass die Verwaltung quasi in einem Dilemma stecke, denn mit dem Sanierungsplan gebe es nur Fördergeld für große städtebauliche Maßnahmen. Punktuelle Verbesserungen seien nicht zuschussfähig.

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Auf ein positives Echo ist der Vorstoß der Stadträte bei den Einzelhändlern im Herzen Vaihingens gestoßen, „Alle im fraktionsübergreifenden Antrag formulierten Maßnahmen finden die volle Zustimmung des VVF. Wir hoffen, dass mit diesem Antrag das Projekt endlich Fahrt aufnimmt und nunmehr zielgerichtet schnell greifende Maßnahmen ergriffen werden“, schreiben der Vorsitzende Jörg Schrempf und sein Stellvertreter Ingo Vögele. Eine auf der ursprünglich vorgesehen Zeitachse geplante Generalsanierung mit Abriss verschiedener Gebäude und entsprechenden Neubauten treffe in keiner Form den Willen der Vaihinger Geschäftsleute, der Politik und der Bürger.

Eine kleine Verbesserung kommt jedenfalls bald. Die Stadt tauscht die maroden Bank-Sitzgruppen gegen Bänke und Stühle aus Aluminium mit lebhafter Farbe aus – Kosten 10 000 bis 20 000 Euro. Das Geld kommt aus dem Investitionsfonds Stadtteilzentren. Auch mit der Leseterrasse an der Stadtteilbibliothek geht es voran, aber etwas langsamer als geplant, sie soll vom Vaihinger Markt und von der Bibliothek aus barrierefrei zugänglich sein. „Dieser Aspekt hatte eine neue Zeitschiene zur Folge, da dies zusätzliche statische Prüfungen sowie größere bauliche Eingriffe in den Bibliotheksräumen nach sich zieht, die auch im Hinblick auf die Finanzierungsmöglichkeiten geprüft werden mussten, aber jede bauliche Maßnahme sollte in heutigen Zeiten die barrierefreie Nutzung möglich machen“, teilt das Kulturamt mit. Die Umsetzung sei für dieses Jahr fest eingeplant.