Wenn Kinder mal müssen, dann muss es schnell gehen: Doch die Toilette am Spielplatz im Höhenpark Killesberg ist zu, ein Dixi-Klo dient als Ersatz. Den Besuchern stinkt’s.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Neben dem Toilettenhäuschen fand sich ein schattiges Plätzchen. Dort ließen sich Marlies Kurlenbaur, ihr Mann, ihre Tochter und die zwei Enkelkinder am vergangenen Mittwoch nieder, um ihr Vesper zu genießen. Von ihrem Platz aus hatten sie nicht nur einen guten Blick auf den Spielplatz vom Höhenpark Killesberg, auf dem sich an diesem sonnigen Ferientag sehr viele Kinder und Erwachsene vergnügten, darunter viele Waldheimkinder. Nein, auch die Toilettenanlage war in ihrem Sichtfeld. Und dort spielten sich kleine Dramen ab. Denn das Damenklo war gesperrt – als Ersatz diente ein einziges Dixi-Klo, vor dem sich zeitweise Schlangen gebildet hätten.

 

Zu lange Schlangen für so manches Kind. Auch der Weg zur nächsten Toilette bei Eliszis Jahrmarkttheater war mit 300 Metern für so manchen zu weit. „Ich habe einige verzweifelte Mütter, Väter, Omas, Opas und Erzieher gesehen, die mit den herumtrippelnden Kleinen letztlich in den Büschen verschwunden sind, bevor diese in die Hose machten“, sagt Kurlenbaur.

Manch einer pinkelt lieber in die Büsche als auf der schmutzigen Toilette

Sie selbst sei mit ihren Enkeln zwar rechtzeitig zur sogenannten Toilettenanlage an der Mauer gelangt, doch auch dort, erzählt sie, sei der Andrang riesig gewesen. „Es war heiß, die Kinder haben viel getrunken, bei Eliszis gab es eine Vorstellung, und von sechs Kabinen waren nur vier offen“, sagt Kurlenbaur. Klopapier oder Seife habe es nicht gegeben, über die Sauberkeit wolle sie sich nicht beschweren, aber sie habe eine Mutter erlebt, die ihr Kind – nach Begutachtung der stillen Örtlichkeit – lieber in die Büsche habe pinkeln lassen als in die Toilette.

Die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) bestätigt, dass die Damentoilette am Spielplatz im Höhenpark Killesberg derzeit gesperrt ist – und ein Dixi-Klo als Ersatz aufgestellt wurde. Der Grund für die Sperrung sei Vandalismus: „Händetrockner und Rollenhalter wurden aus der Wand gerissen, und die Kabinenzwischenwand wurde eingerissen“, sagt Corinna Fälschle, Assistentin der Geschäftsführung.

Lieferzeit für die Toilettenwände beträgt drei Wochen

Das freilich erklärt den ungünstigen Zeitpunkt für die Reparaturarbeiten, die mitten in die Sommerferien fallen. Es erklärt aber nicht, dass die Sperrung wohl schon zwei Wochen andauert, wie eine Erzieherin einer Stuttgarter Kita anprangert. Sie möchte anonym bleiben. Jedenfalls sei sie zweimal mit ihren Kita-Kindern am Spielplatz im Höhenpark Killesberg gewesen – und bereits beim ersten Mal vor zwei Wochen sei das Klo geschlossen gewesen. Laut Fälschle haben Reiniger der AWS die Zerstörung der Toilette tatsächlich bereits am 1. August festgestellt. Man habe den Schaden aufgenommen und an das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF) weitergeleitet, das für die Unterhaltung dieser Anlage zuständig ist.

Volker Schirner, der Leiter des GFF, ist „entsetzt über die martialische Sachbeschädigung“. Seiner Meinung nach sollte die Frage nicht lauten „Warum wird das nicht repariert?“, sondern „Warum zerdeppert das jemand?“. Sein Amt habe sich direkt nach der Meldung um die Reparatur bemüht, am 3. August bereits sei der Auftrag an das Hochbauamt rausgegeben worden. Doch die Lieferzeit für die Toilettenwände allein betrage drei Wochen. „Zudem muss man in den Handwerkerferien erst einmal jemanden finden, der das macht“, sagt Schirner. Er gehe aber davon aus, dass das Klo bis Mitte September repariert sei.

In Bad Cannstatt sind derzeit zwei von sieben öffentliche WCs geschlossen

Dass öffentliche WC-Anlagen mutwillig zerstört werden, kommt immer wieder vor. So sind etwa im Stadtbezirk Bad Cannstatt zwei von sieben Klos derzeit geschlossen.

Die Kita-Erzieherin bestätigt, dass die Herrentoilette am Spielplatz offen gewesen sei – ihr Kollege aber habe diese verdreckt und ohne Klopapier vorgefunden. Sie selbst habe auch aufs Klo gehen wollen. Da sie aber ihre Kollegen mit den Kindern nicht allein lassen konnte, um die nächste Toilette aufzusuchen, blieb ihr nur eins: verheben.