Vedad Ibisevic hat seine Rot-Sperre abgesessen und ist im Schicksalsspiel gegen Hamburg wieder einsatzbereit. Klappt’s jetzt auch mit dem ersten Sieg des Jahres? VfB-Trainer Huub Stevens gibt sich betont reserviert, was Ibisevics Einsatz anbelangt.

Stuttgart - Diesmal ist es Alexandru Maxim, der die überschüssige Energie seines Mitspielers sehr schmerzhaft zu spüren bekommt. Mit beherztem Einsatz streckt Vedad Ibisevic den rumänischen Spielmacher im Zweikampf nieder. Maxim bliebt am Boden liegen und muss sich erstmal schütteln. Sein Kollege aus dem Angriff rennt weiter, als wäre nichts passiert.

 

Seit mehr als einem Monat geht das nun schon so, dass sich Ibisevic nur im Training austoben darf. Fünf Spiele ist der VfB-Stürmer gesperrt worden, nachdem er bei der 1:4-Heimniederlage gegen den FC Augsburg seinem Gegenspieler Jan-Ingwer Callsen-Bracker mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen hatte. Ibisevic wollte es zwar nicht einsehen, ändern konnte er es aber nicht. Die 20 000 Euro Geldstrafe, mit der ihn sein Verein zusätzlich belegte, vervollständigten den großen Frust des bosnischen Nationalspielers. Seit Wochen hat er sich nicht mehr öffentlich geäußert – und will es auch jetzt nicht tun, da seine Sperre endlich abgelaufen ist.

Ohne Ibisevic kann der VfB nicht gewinnen

Man kann nicht behaupten, dass der VfB seinen besten Torjäger (zehn Saisontreffer) nicht vermisst hätte. Insgesamt neun Bundesligaspiele hat Ibisevic in dieser und der vergangenen Saison verpasst – kein einziges konnte der VfB gewinnen. Nur zu zwei Punkten reichte es in den jüngsten fünf Partien, in denen die Kollegen zwei Elfmeter und einige andere Chancen vergaben. Für deren Verwertung ist normalerweise Ibisevic zuständig. Seine Spielweise als reiner Stoßstürmer mag bisweilen umstritten sein – die Quote aber ist herausragend: 47 Tore hat der 29-Jährige in 89 Pflichtspielen geschossen, seit er Ende Januar 2011 für 4,5 Millionen Euro aus Hoffenheim nach Stuttgart gekommen war.

Ohne Ibisevic ist der VfB in den vergangenen Wochen noch tiefer in den Abstiegsstrudel geraten und inzwischen auf dem vorletzten Tabellenplatz gelandet. Zumindest in psychologischer Hinsicht gilt das Spiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den Hamburger SV, der zwei Punkte mehr hat, als das vielleicht wichtigste seit vielen Jahren. Ganz sicher ist es also kein Fehler, dass Huub Stevens erstmals auf den besten VfB-Stürmer zurückgreifen kann.

Huub Stevens vergibt keinen Freifahrtschein

Trotzdem bleibt der neue Trainer demonstrativ zurückhaltend, wenn die Sprache auf Ibisevic kommt. Man müsse erstmal abwarten, sagt Stevens, „in welcher Verfassung er ist“. Schließlich habe der Angreifer fünf Wochen nicht gespielt und sei nicht im Rhythmus. „Jetzt kommt da zwar ein Spieler zurück – aber die anderen Jungs haben es in Bremen ordentlich gemacht“, erklärt der Niederländer und will „jetzt erstmal genau schauen, wie Vedad in dieser Trainingswoche drauf ist“.

Echte Konkurrenz für Ibisevic gibt es nicht

Einen Freifahrtschein mag Stevens also nicht ausstellen – was wenig daran ändert, dass Ibisevic am Samstag in der Startformation stehen wird. Denn echte Konkurrenz gibt es im VfB-Angriff nicht. Mohammed Abdellaoue, der Neuzugang aus Hannover, hat einen Muskelfaserriss – und würde angesichts seiner bisherigen Leistungen wohl auch dann nicht spielen, wenn er topfit wäre. Cacau, der dienstälteste VfB-Profi, hat bei seinen letzten Einsätzen gezeigt, dass er meilenweit von der Verfassung früherer Jahre entfernt ist. Timo Werner wiederum, die große Nachwuchshoffnung, ist nicht nur im Abiturstress – es wäre von einem 18-Jährigen auch arg viel verlangt, die entscheidenden Tore im Abstiegskampf zu schießen. Und Shinji Okazaki schließlich, neuerdings einer der treffsichersten Angreifer der Liga, spielt nicht mehr für den VfB, sondern für Mainz 05. Es gibt also keine wirkliche Alternative zu Ibisevic.

„Es ist gut für uns, dass er wieder dabei ist“, sagt immerhin der Manager Fredi Bobic und lobt den Einsatz des Mittelstürmers: „Er hat in den vergangenen Wochen im Training das getan, was wir von ihm erwartet hatten: Er hat sich voll reingehauen.“ Nicht nur Alexandru Maxim weiß sehr genau, was damit gemeint ist.