In Frankfurt eröffnet eine Elterninitiative gemeinsam mit der Stadt den ersten veganen Kindergarten Deutschlands. Mitbegründer Lucien Coy erklärt, warum das Konzept über Ernährung hinaus geht und manche Kritik über das Ziel hinausschießt.

Frankfurt - Ernähren sich Eltern vegan und möchten, dass der eigene Nachwuchs im Kindergarten nur Gerichte aus pflanzlichen Nahrungsmitteln isst, sind die Aussichten schlecht. Einige Väter und Mütter in Frankfurt wollten das ändern und haben selbst eine Alternative geschaffen. 2013 als Elterninitiative gestartet, eröffnet der Verein Veggie-Kids e.V. noch in diesem Sommer die erste ausschließlich vegane Kindertagesstätte in Deutschland.

 

Mokita Kinderladen heißt die Einrichtung im Stadtteil Bockenheim, die vom Verein und der öffentlichen Hand getragen wird. Ein klein bisschen Stolz schwingt in der Stimme mit, wenn Lucien Coy, der Vorstand des Trägervereins, von dem Projekt erzählt: „Wir haben jetzt bereits Vormerkungen von Eltern für die nächsten zwei Jahre.“ Durch den generellen Mangel an Kita-Plätzen und der hohen Nachfrage nach einer veganen Kita habe die Initiative bei der Stadt nicht sehr viel Überzeugungsarbeit für das Projekt leisten müssen. Über das übliche Anmeldeverfahren aller Kindergärten wurden schließlich 40 Kinder ab drei Jahren ausgewählt. Ab kommender Woche beginnt die Betreuung allerdings zunächst einmal mit vier Kindern.

Information und Beratung werden großgeschrieben

Die Stadt und der Träger schreiben vor allem eine Sache groß: Information und Aufklärung über den Speiseplan der Kleinen. Zusammen wurde ein „umfangreiches Ernährungskonzept“ entwickelt, das Eltern auch über die mit veganer Verpflegung einhergehende Unterversorgung bestimmter Nährstoffe informiert. Denn: Von wissenschaftlicher Seite wird Eltern von dem kompletten Verzicht auf tierische Produkte bei der Ernährung von Kindern abgeraten.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zum Beispiel stuft „eine Ernährung auf rein pflanzlicher Lebensmittelbasis als ungeeignet ein, um Säuglinge, Kleinkinder und Kinder adäquat zu versorgen und Gesundheitsrisiken zu vermeiden.“ Grund dafür ist die Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen wie Vitamin B12, die allerdings auch über Nahrungsergänzungsmittel ausgeglichen werden kann. Über solche Mängel und mögliche Alternativen will die vegane Kita informieren und beraten.

Nicht nur Veganer melden ihre Kinder an

Ein weiteres Augenmerk der Kita liegt außerdem auf regionalen und saisonalen Lebensmitteln, die ein Koch täglich frisch zubereitet. Coy betont außerdem, dass nicht nur Veganismus ein wichtiges Merkmal der Einrichtung ist. „Vielfalt mit Blick auf Religion und Hautfarbe sowie geschlechtergerechte Pädagogik mit extra geschultem Personal“, gehören zum Selbstverständnis von Mokita. Dieses Gesamtkonzept spreche nicht nur Veganer an, sondern auch Eltern, die ihre Kinder am Wochenende nicht unbedingt nur vegan bekochen würden.

Lesen Sie hier: Das ist der erste vegane Fußballclub der Welt

Den Vorwurf mancher Kritiker, die Eltern wie Coy teils als dogmatische Extremisteneltern beschimpfen, lasse er nicht gelten. „Manche Leute setzen bei dem Thema eine bestimmte Verkrampftheit voraus, die es gar nicht gibt“, findet er. In München gibt es bereits erste Nachahmer der Frankfurter Kindertagesstätte. Im Herbst eröffnet dort die nächste vegane Kita.