Kreuzfahrtschiffe bleiben der Stadt erhalten, alle anderen Meldungen sind eine Erfindung der Tourismusindustrie. Weiterhin winken Millionengeschäfte. Eine Recherche.

Venedig - Wie es sich für Fake-News gehört, hat sich die Falschmeldung von der „Verbannung der Kreuzfahrtschiffe aus Venedig“ in der Welt schneller verbreitet als das Coronavirus. In der Pandemie sehnt sich der Mensch nach guten Nachrichten, nach den Davids, die gegen Goliath siegen, folglich will niemand wahrhaben, dass die Kreuzfahrtschiffe nach wie vor in Venedig einfahren dürfen. Der einzige Unterschied besteht jetzt nur darin, dass die Kreuzfahrtschiffe über 25 000 Bruttoregistertonnen und 180 Metern Länge einen anderen Weg nehmen, über den Canale dei petroli, den Kanal für die Erdöltanker, der zur verheerenden Erosion des zentralen Teils der Lagune geführt hat – weshalb er als „Killer“ der Lagune gilt: eine zwanzig Kilometer lange und zweihundert Meter breite Schiffsautobahn, zwischen 11,5 und 17 Metern tief, die von der Lagunenöffnung in Malamocco zur petrochemischen Anlage in Marghera führt. Hier herrscht eine Höchstgeschwindigkeit von zwanzig Stundenkilometern, wodurch jede Durchfahrt eines Tankers oder eines Kreuzfahrtschiffs für einen kleinen Tsunami in der Lagune sorgt. Für die Lagune ist es gleichermaßen verheerend, ob die Kreuzfahrtschiffe, die heute meist mehr als 140 000 Bruttoregistertonnen schwer sind, über das Markusbecken einfahren oder über den Kanal für Erdöltanker.